Getötete Lehrerin in Ibbenbüren:Tatverdächtiger soll Probleme in der Schule gehabt haben

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Am rot-weißen Polizeiabsperrband erkennt man: Das Berufskolleg Tecklenburger Land ist ein Tatort. Am Dienstag wurde hier eine Lehrerin erstochen. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Ein Schüler der 55-jährigen Lehrerin soll sie nach Unterrichtsschluss abgepasst und erstochen haben. Das Motiv des 17-Jährigen ist noch unklar, doch erste Ermittlungen ergaben, dass er am Dienstagmorgen einen Schulverweis kassierte.

Von Alexander Menden, Ibbenbüren

Trister könnte das Bild kaum sein an diesem regnerischen Januarmorgen: Rot-weißes Polizeiabsperrband spannt sich über die gesamte Breite des Eingangs der Kaufmännischen Schulen Tecklenburger Land. Das Gelände wirkt verwaist, niemand ist an diesem Mittwoch zum Unterricht erschienen, denn seit dem vergangenen Nachmittag ist der anthrazitfarbene Bau im Zentrum des westfälischen Ibbenbüren ein Tatort.

Um kurz vor drei Uhr am Dienstagnachmittag betrat nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster ein 17-jähriger Schüler das Gebäude, suchte eine 55-jährige Lehrerin auf, die sich allein in einem Klassenzimmer befand, und soll sie mit einem Messer erstochen haben. Danach rief er die Polizei per Notruf. Als die Beamten in der Schule an der Wilhelmstraße eintrafen, stellte er sich ihnen widerstandslos und ließ sich festnehmen. Seitdem ist die Mordkommission Münster mit den Ermittlungen befasst.

Auf dem Vorplatz des benachbarten Berufskollegs herrscht derweil scheinbar Normalbetrieb. Doch die Hälfte der Schüler, die dort sonst die Pause verbringen würden, ist heute nicht da: Kaufmännische Schulen und Berufskolleg teilen sich denselben Schulhof. Die jungen Leute in Hoodies und Steppjacken, die hier in der vormittäglichen Kälte stehen, blicken mit mildem Interesse hinüber zum Eingang des Nachbargebäudes, vor dem ein Fernsehreporter versucht, O-Töne einzusammeln.

Lehrkräfte besser gegen Gewalttaten schützen

Die Tötung der Lehrerin ist bereits die zweite tödliche Messerattacke im Kreis Steinfurt innerhalb von sechs Wochen. Am 30. November hatte ein mutmaßlich psychisch kranker 43-Jähriger den Pächter einer Tankstelle im nur 15 Kilometer südöstlich von Ibbenbüren gelegenen Lengerich niedergestochen. Der Mann war drei Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger reagierte mit Bestürzung auf die Gewalttat. "Der gewaltsame Tod der Lehrerin macht fassungslos. Wir müssen alles unternehmen, um Lehrkräfte besser vor Gewalt zu schützen", sagte sie dem Nachrichtenportal t-online. Die FDP-Politikerin fügte hinzu, es sei nicht hinnehmbar, dass Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig beleidigt, bedroht und attackiert würden.

Im Ibbenbürener Fall haben erste Zeugenbefragungen ergeben, dass der 17-jährige Tatverdächtige kontinuierlich Probleme in der Schule hatte. Er soll wiederholt mit Lehrerinnen und Lehrern in Konflikt geraten sein. Die Schulleitung soll dem Jugendlichen daraufhin am Dienstagmorgen einen eintägigen Schulverweis erteilt haben. Der Beschuldigte äußere sich bislang nicht zur Tat, so die Münsteraner Staatsanwaltschaft. Die Motivlage sei daher weiterhin unklar. Der Leichnam der getöteten Lehrerin sollte noch im Laufe des Mittwochs obduziert werden.

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