Der Dioxin-Skandal erschüttert die Republik: Das gefährliche Gift lauert in Viehfutter, das an Hunderte Höfe in mehreren Bundesländern verkauft wurde. Bis zu 3000 Tonnen verseuchtes Tierfutterfett wurden offenbar im November und Dezember 2010 hergestellt. Es gab sieben verdächtige Lieferungen an 25 Futterhersteller in Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Ein Großteil des verseuchten Futterfettes ging aber nach Niedersachsen. Das giftige Fett wurde in Futter für Legehennen, Mastgeflügel und Schweine eingemischt. Zwischen 30.000 und 150.000 Tonnen Futter könnten betroffen sein. Mehr als 1000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland wurden wegen des Skandals gesperrt. Der Verkauf von Eiern aus 22 Betrieben, die dieses Futter verwendet hatten, wurde umgehend gestoppt. Doch die Deutschen haben inzwischen Erfahrung im Umgang mit Lebensmittelskandalen: Ein Überblick.
Analogkäse sieht aus wie Käse, riecht ähnlich, schmeckt nach wenig und enthält vieles, nur keinen Käse. Trotzdem wird er in vielen Bäckereien und Imbissbuden zum Überbacken verwendet. Im April 2009 berichtete das ZDF, dass viele Käseprodukte statt echtem Käse das Imitat aus Magermilchpulver, Pflanzenfetten und Geschmacksverstärkern enthalten. Verbraucherschützer fordern seither eine strengere Kennzeichnungspflicht.
Ein Skandal um illegale Rindfleisch-Importe aus Großbritannien verunsicherte 1997 die Verbraucher. Aus Angst vor der Rinderseuche BSE wurden in Deutschland Tausende Tiere getötet, der Konsum von Rindfleisch ging drastisch zurück. Im Jahr 2000 wurde trotz der Sicherheitsvorkehrungen auch bei einem deutschen Tier der sogennante Rinderwahnsinn festgestellt. Als Auslöser der Krankheit gilt die Verfütterung von Tiermehl und Tierfett, die 2001 europaweit verboten wurde. Bild: Viehwertungsanlage bei München
Bei niedersächsischen Ökobauern wurde 2002 Nitrofen im Hühnerfutter gefunden, der Warenverkauf musste gestoppt werden. Die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) räumte ein, dass die Chemikalie schon Monate zuvor in Fleischproben gefunden worden war. 230 Tonnen Putenfleisch wurden sichergestellt. Auch in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen wurde verunreinigtes Fleisch gefunden. Einige EU-Staaten boykottierten deutsche Agrarprodukte.
Der Babynahrungshersteller Hipp fand 2002 Nitrofen in einer Lieferung Bioputenfleisch. Das Unkrautvernichtungsmittel kam über eine Lagerhalle in Mecklenburg-Vorpommern in die Lebensmittel. In der Halle lagerten bis Mitte der neunziger Jahre Reste von Pflanzenschutzmitteln aus DDR-Zeiten.
Ein Unternehmen in Oberbayern soll 2006 in großem Stil Gammel-Eier verarbeitet haben. Angeschlagene, verschmutzte und verdorbene Eier wurden bundesweit als Flüssig-Ei-Produkte an Nudelhersteller und Großbäckereien geliefert.
Im Mai 2010 verbot das EU-Parlament den Einsatz von Thrombin in der Schinkenherstellung. Mit dem Enzym aus Schweineblut lassen sich Fleischstücke zusammenpappen, so dass Form und Aussehen des Schinkens nicht mehr viel mit dem Inhalt zu tun haben müssen. Das Schinkenpanschen ist damit noch lange nicht beendet: Auch mit Enzymen wie Transglutaminase lässt sich Fleisch verkleben. Der legale Zusatzstoff muss nicht einmal deklariert werden. Bild: Laboruntersuchung von Kochschinken
Verdorbener Mozzarella aus Italien war 2008 auch in deutschen Käsetheken gelandet. Insgesamt sollen rund 11.000 Tonnen Käse mit Würmern und Mäusekot verunreinigt gewesen und europaweit als frische Ware in Supermärkten angeboten worden sein.
Dioxin-Alarm 2003 in Thüringen: Durch den wochenlangen Weiterbetrieb einer defekten Trocknungsanlage waren 2100 Tonnen Futtermittel verseucht worden und in Umlauf gekommen. Hunderte Betriebe in Deutschland und den Niederlanden waren betroffen und wurden vorübergehend gesperrt. Tausende Schweine mussten geschlachtet werden.
Im Jahr 1985 wurde nach anonymen Anzeigen in Österreich und Deutschland mit Diäthylenglykol gesüßter Wein entdeckt. Millionen Flaschen des mit dem Frostschutzmittel gepanschten Weines wurden zurückgerufen. Vor allem österreichischer Wein war betroffen. In Österreich brach nach dem Skandal der Weinexport zusammen.
Vorsicht, Gammelfleisch: Ein bayerischer Fleischhändler hatte 2005 tonnenweise Geflügelabfälle aus der Schweiz importiert, umdeklariert und an Lebensmittelproduzenten verkauft. Gesundheitsgefahr bestand nicht, weil die in Lebensmittel gelangten Abfälle hoch erhitzt verarbeitet wurden. Der Unternehmer musste dennoch für vier Jahre und drei Monate in Haft.