Aus was für Fleisch besteht eigentlich ein Döner? Gelegentlich gibt es darauf ja Hinweise, etwa wenn ein Grill vor der Tür einen Puten-Döner für drei Euro bewirbt; aber direkt darunter wird der "Kinder-Döner" angepriesen, und schon ist wieder offen, was drin ist. Vielleicht ist es auch einfach egal: Döner schmeckt, im weitesten Sinne, nach Fleisch, vor allem aber nach der Soße, die drauf ist. Ähnlich verhält es sich mit Fischstäbchen, in denen eben Fisch ist. Und woraus besteht eigentlich diese Tiefkühl-Lasagne, die es im Discounter für 1,45 Euro gibt? Aus Rind? Schwein? Känguru? Wer schmeckt das schon noch.
Momentan, so viel ist bekannt, wird der Lasagne ja gerne Pferd beigemengt. Schon ist vom "Pferdefleisch-Skandal" die Rede, das Gruseln ist groß, der Aufschrei leidenschaftlich. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) nannte die als Kühe deklarierten Pferde sogleich eine "Sauerei", womit sie recht hat. Es steht denn auch nicht in Frage, wie im aktuellen Fall die Verbrauchertäuschung zu bewerten ist: als kriminell, gewaltig und geschmacklos. Schwieriger wird es bei der Frage, wie das Verbraucherverhalten der Deutschen zu bewerten ist. Denn auch das ist oft: gewaltig geschmacklos. Leider haben Verbraucherverhalten und -täuschung viel miteinander zu tun.
Ein durchschnittlicher Deutscher verspeist im Leben mehr als tausend Tiere, jährlich isst er 89 Kilogramm Fleisch. Zwei Drittel davon kauft er abgepackt im Supermarkt - was in Deutschland oft gleichbedeutend ist mit: im Discounter. Dort gibt es heute Masthähnchen für 3,29 Euro und das halbe Kilo gefrorene Jägerklöße zu 1,95 Euro. Natürlich, das mag für manchen immer noch viel Geld sein. Und doch ist es beschämend wenig, wenn man einmal die Überlegung zulässt, wie diese Preise zustande kommen.
Längst ist bekannt: Billig wird Fleisch durch Intensivtierhaltung und problematische Futtermittel. 3,29 Euro kostet ein Huhn, weil es sein 30-tägiges Leben lang verhaltensgestört im eigenen Kot steht. Man muss kein Vegetarier sein, um das grausam zu finden. Und doch ist die industrielle Tierproduktion Alltag - weil ihre Waren Absatz finden. Und das längst nicht nur bei jenen, die keine höherwertigen Lebensmittel bezahlen können.