Lange Leitung:"Bei mir war es die Mama-lade"

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(Foto: Christina Metallinos)

Oder was schmieren Sie aufs Brot? Warum heißt es DHL? Und wer ist der Schuldi im Vaterunser? Leser und Leserinnen haben ihre besten Lange-Leitung-Bekenntnisse geschickt.

Was, Knoblauchschälen muss gar nicht kompliziert sein? Und Ray Ban ist kein cooler Designer? Vergangene Woche haben SZ-Redakteure und Redakteurinnen einige Ihrer Wissenslücken offenbart - und Sie nach Ihren gefragt. Die Hunderten Mails und Posts haben gezeigt: Wir sind nicht allein. Und man ist nie zu alt, recht banale Dinge zu kapieren. Eine Auswahl lustiger Antworten:

"Als Kind war ich oft in Österreich, weil meine Eltern dort viele Freunde hatten. In Restaurants sprachen diese Freunde immer von den Kölnern, die uns gleich bedienen würden, was mich verwunderte, aber auch stolz machte, weil unsere Familie aus Köln stammt. Es hat lange gedauert, bis ich enttäuscht feststellen musste, dass es sich um Kellner handelte, die keineswegs aus Köln kamen." Alexander Krahé

"In unserer Familie legendär und als Vokabel fest etabliert: Meine Mutter malt mit geschätzt 42 Jahren einem Strichmännchen ein T- Shirt. Plötzliches Innehalten, und dann platzt es heraus: 'Das heißt so, weil es aussieht wie ein T!'" Birthe Voigt

"Ich bin katholisch erzogen und aufgewachsen und habe schon als Kind mit meinen Eltern jeden Sonntag einen Gottesdienst besucht. An einer Stelle im Vaterunser wurde es für mich immer rätselhaft: '... wie auch wir vergeben unserem Schuldi gern.' Bis ich neun Jahre alt war und im Erstkommunionsunterricht informiert wurde, fragte ich mich Woche für Woche, um was für ein bedauernswertes liebes Wesen es sich bei dem Schuldi wohl handelte. Ein kleiner Tollpatsch, der immer wieder Fehler macht, aber auch so liebenswürdig ist, dass wir ihm immer wieder gerne seine Verfehlungen verzeihen. Noch heute muss ich regelmäßig an ihn denken, wenn gebetet wird '... wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.'" Angela Zander

"Hanuta steht für Haselnusstafel." Patrick Grochowski

"Ein Bandscheibenvorfall ist kein unglücklicher Vorfall, sondern die Bandscheibe fällt in gewisser Weise wirklich nach 'vorn'." Patrick Grochowski

"Mit 23 sah ich zum ersten Mal bei meiner Mutter, wie sie ein Blatt einer Fusselrolle abzog. Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mich ständig gefragt, warum man dieses teure Luxusprodukt sogar in Läden wie Tedi und Kik verkauft. Für mich war der Preis für ein Mal benutzen viel zu hoch und die Umweltverschmutzung zu groß. Seitdem ich herausgefunden habe, dass die Fusselrolle mehrere Blätter besitzt, bin ich totaler Fan von dem Teil geworden." Doris Widera

"Ich bin 29 Jahre alt und habe bis letztes Jahr den Spruch 'Keine Macht den Drogen' falsch verstanden. Der Satz hat für mich seit meiner Kindheit absolut keinen Sinn ergeben, bis mir letztes Jahr dann die Bedeutung klar wurde. Ich hatte ihn sinngemäß so verstanden, dass keiner Drogen produziert und habe mich immer gefragt, warum dieser Satz, obwohl er so oft genutzt wird, grammatikalisch falsch ist." Daniel Weimer

"Wissen Sie, für was die Buchstaben DHL stehen? Angeregt durch den Ärger (wieder ist mein Weihnachtspaket an meine Cousine in Denver nicht rechtzeitig angekommen) über diese vermeintlich urdeutsche Firma recherchierte ich ein wenig. Die Firma DHL wurde 1969 in San Francisco von Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn gegründet. DHL! Umfragen im Freundeskreis ergaben dieselbe Unkenntnis. Das Paket wird jetzt per Nachforschungsauftrag gesucht, es hängt seit Wochen wohl in Frankfurt..." Ursula Wolfart

"Warum heißen die Lachgummi Lachgummi? Ein Wortspiel mit Weingummi! Weinen - lachen, ha!" Katja Böttger

"Immobilie war für mich jahrzehntelang ein klarer Begriff, dessen Herkunft ich nicht hinterfragte. Erst sehr spät ging mir auf, woher das Wort kommt: das Haus bewegt sich nicht - es ist in-mobil." Barbara Lepschy

"Ich wollte euch nicht vorenthalten, dass ich mich als Kind (erschreckend) lange gewundert habe, warum man am Straßenrand Schilder aufstellt, auf denen zwei Mensch-ärgere-dich-nicht-Figuren vor einem Auto herlaufen." Yannick Hesse

"Bis ich erfahren habe, dass 'o.b.' für 'ohne Binde' steht, hat es knapp 25 Jahre gedauert." Yannick Hesse

"Mein wunderbarer, durchaus küchen- und kochaffiner Mann hatte Hunger, und wir überlegten, was wir kochen könnten. Ich schlug ein Gericht mit Pellkartoffeln vor. Er sah mich mit gerunzelter Stirn an. 'Haben wir denn Pellkartoffeln?' Ja, er dachte tatsächlich, hier sei unbedingt eine bestimmte Sorte notwendig. Wir hatten doch nur normale Kartoffeln zu Hause. Noch heute muss er sich bei jedem Gericht mit Pellkartoffeln daran erinnern lassen." Jasmin Schaudinn

"Bei mir, und daran kann ich mich bis heute tatsächlich immer noch gut erinnern, war es die Mama-lade." Alex Krieg

"Ich hatte in der Schule nie Latein und habe daher bis zum dritten Semester an der Uni gedacht, dass das Audimax (auditorium maximum) an der LMU München von Audi gesponsert wurde." Bianca Aßmus

"Als Kind hörte ich immer wieder nach den Lottozahlen, die verkündet wurden, den Spruch am Ende: 'Sind ohne Gewähr.' Nun dachte ich immer: Warum sind die ohne Gewehr? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Den Lottozahlen fehlt die Verteidigung mit einem Gewehr? Und da mir die Absurdität klar war, traute ich mich nicht, irgendjemanden zu fragen, was das sollte. Ich begriff den Zusammenhang tatsächlich erst, als ich das Wort Gewähr zum ersten Mal las. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen." Lydia Brandau

"Schon als Kind hatte ich einen Lockenkopf. Woher der stammte, weiß keiner so genau: Die Haare meiner Mutter sind nur ganz leicht gewellt, mein Vater hatte schon früh eine Halbglatze. Ganz häufig kam die Frage: 'Woher hat sie denn die schönen Locken?' Mein Vater antwortete daraufhin immer: 'Die hat sie von mir.' Ein Witz, der niemals seine Wirkung verfehlte. In meiner kindlichen Unschuld bedeutete 'Die hat sie von mir' aber, dass mein Vater nur deshalb keine Haare mehr hatte, weil er sie alle mir gegeben hat. Ganz klar: der beste Papa der Welt!" Lisa Rüth

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