"Koffermord"-Prozess in Stuttgart:Angeklagter sieht sich als Opfer eines Komplotts

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  • In Stuttgart hat der Prozess um die "Koffermorde" vom Sommer 2014 begonnen.
  • Ein 48-Jähriger ist angeklagt, zwei Obdachlose getötet und die Leichen in Reisekoffern verpackt im Schlossgarten abgestellt zu haben.
  • Der Mann bestreitet die Tat. Er sei Opfer eines abgekarteten Spiels.

Staatsanwaltschaft vermutet Beziehungstat unter Alkoholeinfluss

Acht Monate ist es her, dass Polizisten in zwei Koffern im Stuttgarter Schlossgarten die Leichen zweier Obdachloser entdeckten. Jetzt steht ein 48 Jahre alter Mann vor Gericht. Die Anklage wirft ihm zweifachen Mord vor und geht von einer Beziehungstat aus.

Unter Alkoholeinfluss soll der Mann in der Nacht zum 30. Mai 2014 in seiner Stuttgarter Wohnung einen 50 Jahre alten Mann erschlagen und später eine 47-jährige Frau erstochen haben. Er habe die beiden vergleichsweise kleinen Leichen in die zwei Koffer gepackt und diese im Schlossgarten von Stuttgart abgestellt.

Angeklagter sieht sich als Opfer eines Komplotts

Beim Prozessauftakt stritt der Angeklagte die Taten ab. Die Leichen seien manipuliert und ihre Verwesung beschleunigt worden, um die wahre Todesursache zu verschleiern, behauptete der gelernte Maurer vor dem Landgericht Stuttgart.

So seien den Leichen im Nachhinein Stichverletzungen hinzugefügt worden. In Wahrheit seien beide Opfer stranguliert worden, aber nicht von ihm. Er sei Opfer eines abgekarteten Spiels geworden. "Die Karten sind gezinkt", sagte der Angeklagte. Er habe schon mehrfach vor Gericht Unrecht erfahren.

Bei seiner Aussage verlor sich der 48-Jährige immer mehr in Monologen, berichtet SZ-Redakteur Josef Kelnberger aus dem Gerichtssaal. Der Angeklagte ärgerte sich außerdem über die Behandlung, die ihm zuteil wurde: "Die Fußfesseln, die ich tragen muss, sind völliger Quatsch. Wo will ich denn hin. Ich habe keine Zukunft."

Großes Interesse am Prozessauftakt

Dem Mann droht lebenslange Haft. Das Landgericht hat zunächst 16 Verhandlungstermine bis Ende März eingeplant. Wegen des großen Publikumsinteresses musste der Prozess kurzfristig in einen größeren Saal verlegt werden. Rund 50 Zuschauer verfolgten den Prozessauftakt.

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