Kriminalität:Rapper Xatar stellt sich der Polizei

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Derzeit der meistgekaufte und meistgesuchte Rapper in Deutschland: Xatar. (Foto: dpa)
  • Mitten in Köln tobt ein Krieg zweier verfeindeter Rapper und ihrer Anhänger.
  • Bei einer Schießerei vergangene Woche wurde ein Mann schwer verletzt.
  • Jetzt hat sich der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Xatar auf dem Polizeipräsidium in Köln Kalk gemeldet. In Untersuchungshaft muss der 34-Jährige nicht.

Von Oliver Klasen

In den Musikvideos des Gangster-Rappers Xatar werden ziemlich viele Gangster-Rapper-Klischees bedient: Dicke Karren, gerne auch mal Yachten, Goldketten, viel Bling-Bling, harte Straßentypen, die "Ey Mann, Bruder" sagen und die sich nicht scheuen, mit ihren Knarren rumzuballern, wenn ihnen jemand dumm kommt.

Im Falle von Xatar ist das allerdings nicht nur Pose. Der 34-Jährige, der gemeinsam mit dem Frankfurter Rapper "Haftbefehl" auf Platz eins der Album-Charts steht ("Der Holland Job"), ist mehrfach vorbestraft. Bereits im Jahr 2011 wurde er wegen der Beteiligung an einem Raubüberfall auf einen Goldtransporter verurteilt.

Schießerei vor Shisha-Bar

Jetzt, so scheint es, war er in eine gewalttätige Auseinandersetzung verwickelt, weshalb er mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde. Von einem "Rapper-Krieg" ist in Kölner Lokalmedien die Rede: Xatar gegen den rivalisierenden Rapper KC Rebell.

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Haftbefehl und Xatar rappen auf "Der Holland Job" über einen gar nicht so fiktiven Kunstraub - und zeigen bemerkenswerte rhetorische Kniffe. Dann kommt der Bonus-Track "AfD".

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Vorläufiger Höhepunkt der Auseinandersetzung war eine Schießerei vergangene Woche im Belgischen Viertel in Köln. Vor einer Shisha-Bar, in deren Nähe sonst Hipster ihren Cappuccino schlürfen, gerieten zwei Gruppen von Männern aneinander. Eigentlich war das Treffen wohl zur Versöhnung zweier Rapper-Clans gedacht, doch plötzlich eskalierte die Situation. Ein 34-Jähriger, der zum Umfeld von KC Rebell gehören soll, wurde mit acht Messerstichen schwer verletzt, außerdem mit einem Hammer attackiert. Er erlitt Schädel-, Jochbein- und Kieferbrüche. Außerdem wurden am Tatort später Patronenhülsen sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen versuchten Totschlags und konnte am vergangenen Freitag bei einer Razzia in der Kölner Innenstadt einen Verdächtigen festnehmen. Am Montag stellten sich dann zwei weitere mutmaßliche Tatbeteiligte - ein Brüderpaar, das aus dem Umfeld von Xatar stammt.

Jetzt wurde auch Rapper Xatar bei der Polizei in Köln Kalk vorstellig. "Am heutigen Morgen kam er um acht Uhr in Begleitung seines Anwalts ins Polizeipräsidium und machte Angaben zur Sache", zitiert der Kölner Express den zuständigen Oberstaatsanwalt. Er soll nicht unmittelbar an der Tat beteiligt gewesen sein, in Untersuchungshaft muss der Musiker unter Auflagen nicht.

Bevor er sich stellte, war Xatar abgetaucht. Eigentlich hätte er dieser Tage etliche Promotion-Termine für sein Album absolvieren sollen. Auf Facebook postete er ein Foto, das ihn beim Urlaub in Dubai zeigen soll. Dort war er aber wohl nicht. An der Schießerei sei er nicht beteiligt gewesen, sagte sein Anwalt der Bild-Zeitung.

Hintergrund des Streits, so berichtet der Kölner Express, soll angeblich eine bekannte TV-Moderatorin sein, zu der Xatar ein Verhältnis nachgesagt wird. Xatars Rivale KC Rebell hat die Gerüchte darüber in einem "Diss-Track" verarbeitet. Solche Schmähgesänge sind in der Szene üblich - dass es zu Gewalt kommt, gar zum "Rapper-Krieg", nicht.

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