Kriminalität:Rizin und Spitzenhäubchen

Eine 70 Jahre alte Seniorin aus den Vereinigten Staaten mischt Gift in der Altenheimküche und testet die Substanz an ihren Mitbewohnern. Das Rezept hat sie sich auf ganz moderne Art und Weise besorgt.

Von Nadeschda Scharfenberg

Der Fall erinnert ein bisschen an "Arsen und Spitzenhäubchen", diesen wunderbaren Film mit den alten Tanten Abby und Martha Brewster, gespielt von Josephine Hull und Jean Adair. Im Jahr 2017 heißt die alte Tante Betty Miller, das Gift Rizin - und außerdem spielt das Internet eine nicht unwesentliche Rolle. Moderne Zeiten eben. Betty Miller, 70, hat Gift gebraut und die Substanz an ihren Mitbewohnern im Altenheim getestet. Das eigentliche Ziel ihrer Giftmischerei war sie selbst, sie wollte aber vorher herausfinden, ob das Zeug auch wirkt.

Das FBI hatte Ende vergangener Woche Millers Wohnung in der idyllischen Wake-Robin-Seniorenresidenz in Shelburne im Bundesstaat Vermont durchsucht, nachdem sie unverblümt über ihre Gift-Pläne gesprochen hatte. Die Beamten fanden ein Fläschchen mit der Aufschrift "Rizin", darin ein gelbliches Pulver. Eine Laboranalyse ergab, dass es sich tatsächlich um Gift handelte. Rizin, das aus den Samen des Wunderbaums hergestellt wird, lähmt die Atemwege und kann in kleinsten Dosen tödlich wirken. Das Rezept für das Gift hatte sich die Seniorin im Internet besorgt und die Samen dafür auf dem Gelände der Seniorenresidenz gesammelt. In mindestens drei Fällen, so die Ermittler, habe sie das Rizin in Speisen und Getränke ihrer Mitbewohner gemischt. Es sei aber niemand zu Schaden gekommen. Die Seniorin wurde festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt.

AFP

© SZ vom 04.12.2017 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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