Kriminalität:Polizei fasst Attentäter von Paris

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Paris (dpa) - Der mysteriöse Attentäter von Paris ist nach einer mehrtägigen Großfahndung gefasst worden. Ein Tipp aus der Bevölkerung führte die französische Polizei zu dem 48-Jährigen, der einen Brief mit wirren Äußerungen zu Politik und Medien bei sich hatte.

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Paris (dpa) - Der mysteriöse Attentäter von Paris ist nach einer mehrtägigen Großfahndung gefasst worden. Ein Tipp aus der Bevölkerung führte die französische Polizei zu dem 48-Jährigen, der einen Brief mit wirren Äußerungen zu Politik und Medien bei sich hatte.

Die Ermittler bewerten das Schreiben als Hinweis auf mögliche Hintergründe zur Tat. Wegen zwei Überfällen auf ein Zeitungshaus und eine TV-Station sowie der Entführung eines Autofahrers droht dem Mann eine lange Haftstrafe. Er saß als Komplize bei einem spektakulären Verbrechen früher schon mal im Gefängnis.

Zum Fahndungserfolg führte der Hinweis eines Mannes, bei dem der 48-Jährige zuletzt wohnte. Ihm soll der mutmaßliche Täter gesagt haben: „Ich habe eine Dummheit gemacht.“

Bei seiner brutalsten Tat hatte der Attentäter am Montag im Foyer der linksliberalen Tageszeitung „Libération“ einen 23 Jahre alten Fotoassistenten niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Die Staatsanwaltschaft wertet dies als Mordversuch. Sie ist nach einem Abgleich von DNA-Spuren an den Tatorten sicher, den Verantwortlichen gefasst zu haben. Der 48-Jährige hatte kurz vor der Festnahme versucht, sich mit Medikamenten das Leben zu nehmen. Er kam deswegen zunächst in ein Krankenhaus.

Hinweise auf das mögliche Motiv des Attentäters gibt nach Angaben der Ermittler der entdeckte Brief mit wirren politischen Äußerungen. Der 48-Jährige wirft den Medien darin vor, die Bevölkerung zu manipulieren. Journalisten würden dafür bezahlt, den Bürgern Lügen aufzutischen, zitierte Staatsanwalt François Molins am Donnerstag bei einer Pressekonferenz aus dem Schreiben. Der Mann habe zudem einen „faschistischen Komplott“ erwähnt. Molins wies allerdings auf ein früheres psychologisches Gutachten hin, das dem Mann einen Hang zu Spinnereien attestiert habe.

Der Mann war bereits in den 90er Jahren im Zusammenhang mit dem spektakulären Fall „Rey & Maupin“ aufgefallen und zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Damals hatte er eine Pumpgun gekauft, die bei einer blutigen Verfolgungsjagd zum Einsatz kam: Im Oktober 1994 erschoss ein junges Pärchen aus der linksextremen Szene drei Polizisten und einen Taxifahrer. Der Mann, Audry Maupin, kam ums Leben. Seine Komplizin Florence Rey wurde 2009 nach 15 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen.

Nach dem mysteriösen Attentäter von Paris hatte die französische Polizei seit Montag mit einem Großaufgebot und mehreren Bildern von Überwachungskameras gefahndet. Weil dem Täter weitere Überfalle zugetraut wurden, bewachten Sicherheitskräfte den Zugang zu großen Medienhäusern in Paris. Zeugen der Überfälle hatten den Schützen als ruhig und sehr entschlossen beschrieben.

Der mutmaßliche Täter soll am Montag nach dem Überfall bei „Libération“ im Geschäftsviertel La Défense vor der Großbank Société Générale um sich geschossen haben. Von einem gekidnappten Autofahrer ließ er sich dann ins Zentrum von Paris bringen. Bereits am Freitag hatte der Mann beim Nachrichtensender BFMTV einen Redakteur bedroht.

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