Kriminalität:Blutbad in Österreich: Wilderer verbrennt im Keller

Lesezeit: 2 min

Melk/Wien (dpa) - Der Waffennarr und mutmaßliche Wilderer Alois H. hat sich nach seinen tödlichen Schüssen auf vier Menschen in Österreich selbst in den Kopf geschossen. Die Ermittler gehen von einem Selbstmord aus, wie die Staatsanwaltschaft St. Pölten der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Melk/Wien (dpa) - Der Waffennarr und mutmaßliche Wilderer Alois H. hat sich nach seinen tödlichen Schüssen auf vier Menschen in Österreich selbst in den Kopf geschossen. Die Ermittler gehen von einem Selbstmord aus, wie die Staatsanwaltschaft St. Pölten der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Zuvor habe er den Geheimkeller, in dem er sich verschanzt hatte, vermutlich in Brand gesetzt. Bei der Erstürmung seines Bauernhauses im niederösterreichischen Bezirk Melk fanden die Einsatzkräfte die brennende Leiche.

Die Familie habe den 55-Jährigen bereits identifiziert, berichtete Schnell. Letzte Sicherheit soll noch eine DNA-Analyse bringen, deren Ergebnis in den nächsten Tagen erwartet wird.

Auch geht die Polizei inzwischen davon aus, dass der 55-Jährige der gesuchte Wilderer war. Im Geheimkeller seines Hauses im niederösterreichischen Großpriel bei Melk soll er Waffen im „dreistelligen Bereich“ gehortet haben, sagte Einsatzleiter Walter Weninger von der Spezialeinheit Cobra. Das geheime Kellerverlies soll der Mann nach Angaben der Ermittler selbst gebaut haben.

Dort fanden die Beamten neben der Leiche hinter einer Geheimtür auch Hinweise auf weitere Straftaten, wie ein Sprecher am Mittwoch sagte. Die Ermittler entdeckten in dem Kellerversteck Langwaffen und mehrere gestohlene Kennzeichen. Die Straftaten sollen aber „nicht mit Leib und Leben“ zu tun haben, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager. Worum es sich genau handle, müsse nun geklärt werden.

Es liefen bereits Ermittlungen, weil der Mann vor der Tat versucht haben soll, einen Jäger zu ermorden, sagte die Polizei. Er soll Alois H. beim Wildern erwischt haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft St. Pölten geht es um eine Messerattacke im Jahr 2011.

Alois H. hatte nach Angaben der Ermittler in der Nacht zu Dienstag drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens erschossen, um seiner Festnahme zu entgehen. Die Polizei hatte zuvor in einem Wald bei Annaberg eine Straßensperre errichtet, um einen seit Jahren gesuchten Wilderer endlich zu stellen. Alois H. durchbrach die Sperre und eröffnete das Feuer.

Nach seiner Flucht verschanzte sich der schwer bewaffnete Täter auf seinem Bauernhof. Die Polizei belagerte ihn den Dienstag über mit Hunderten Einsatzkräften, das Militär half mit Panzern. Am späten Nachmittag soll ein Schuss zu hören gewesen sein, berichtete die Polizei. Direkten Kontakt gab es mit dem 55-Jährigen nie. Gegen Abend begannen die Beamten mit der Erstürmung und Durchsuchung des Anwesens, was Stunden dauerte.

Die Polizei hielt Alois H. für extrem gefährlich. Er sei ein sehr guter Schütze und habe immer gezielt auf Kopf und Brust seiner Opfer gefeuert, sagte der Cobra-Einsatzleiter. „Der Täter ist mit äußerster Brutalität vorgegangen“, sagte Baumschlager.

Ein beim Einsatz verletzter Polizist konnte am Mittwoch das Krankenhaus wieder verlassen. Alle vier Opfer waren Väter. Laut Innenministerium starben bisher in Österreich bei keinem Einsatz so viele Beamte. Der Ablauf der Bluttat werde nun geprüft, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler.

Die österreichische Öffentlichkeit zeigte sich erschüttert über die Geschehnisse. Der niederösterreichische Landtag will sich am Donnerstag mit der Bluttat beschäftigen. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner unterbrach den Wahlkampf in der Alpenrepublik, um Einsatzkräfte und Angehörige der Opfer zu treffen. „Ich bin über den Tod der Polizisten und des Rettungssanitäters zutiefst erschüttert. Sie haben ihr Leben gelassen für unsere Sicherheit“, sagte sie.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: