Konrad Fischer über älteste Flaschenpost der Welt:Fang seines Lebens

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"Da steckt ja was drin in der Buddel": Fischer Konrad Fischer mit der ältesten Flaschenpost der Welt (Foto: Uwe Paesler/dpa)

Es ist die älteste Flaschenpost, die je gefunden wurde: Ein Fischer aus Heikendorf hat eine Bierflasche mit einer Postkarte aus der Kieler Förde gezogen, die der Absender vor mehr als 100 Jahren ins Meer geworfen hat.

Von Sonja Salzburger

Konrad Fischer, 65, ist Fischer. Seit mehr als 50 Jahren fährt er schon zur See, aber sein jüngster Fang ist auch für ihn etwas Besonderes: Am Dienstag hat er eine mehr als 100 Jahre alte Bierflasche an Bord geholt. Darin befand sich die älteste Flaschenpost, die je gefunden wurde. Während des Anrufs ist Fischer schon wieder auf hoher See, auf seinem Kutter Maria I. Im Hintergrund kreischen die Möwen.

Herr Fischer, haben Sie denn gleich erkannt, dass es sich nicht um Altglas, sondern um eine Flaschenpost handelt?

Nee, ich hab erst gar nicht gesehen, dass da was drin war, in der Buddel. Aber die Flasche hätte ich sowieso nicht weggeschmissen. Viel zu schön. Sie stammt von einer alten Kieler Brauerei, auf dem Glas ist ein Relief mit einem militärischen Orden zu sehen. Als wir uns das Ganze genauer anschauten, meinte ein Kollege: "Da steckt ja was drin in der Buddel." Mit einem Draht hab' ich den dünnen Zettel dann aus der Flasche gezogen und entrollt.

Und was stand drauf?

Das kann ich nicht lesen, es ist in dieser alten Sütterlinschrift geschrieben. Außerdem sind die Buchstaben ziemlich ausgeblichen, das Ding ist ja jahrelang auf dem Meer getrieben und hat viel Sonne abgekriegt. Ich konnte aber die Jahreszahl auf der Rückseite entziffern: 1913.

Ihre Frau hat in ersten Interviews den Namen des Absenders verraten: Richard Platz aus Berlin-Baumschulenweg.

Der muss die Buddel irgendwo in Dänemark ins Meer geworfen haben, vielleicht in Nordjütland.

Wie kommen Sie darauf?

Auf der Postkarte ist eine Briefmarke mit dem dänischen König abgedruckt. Der Absender hat zwei deutsche Briefmarken in die Flasche gelegt und seine Adresse draufgeschrieben. Wahrscheinlich hat er gehofft, dass irgendwer in Deutschland die Flasche findet und an ihn zurückschickt.

Wie geht es jetzt weiter mit Ihnen und dem Zettel?

Eventuell werde ich mal an die Adresse in Berlin schreiben, die gibt es heute immer noch. Vielleicht leben ja dort noch Nachfahren. Die würden sich bestimmt freuen.

Haben Sie eigentlich selbst mal eine Flaschenpost verschickt?

Na klar. Früher habe ich immer wieder mal die eine oder andere Buddel über Bord geschmissen. Ich hab' dann jedes Mal einen Zettel reingestopft, mit dem Datum und meiner Position und der Bitte, dass sich jemand melden soll, wenn er die Flasche findet. Es hat sich aber nie jemand gemeldet. Na ja, kein Wunder. Wenn die Flaschen länger auf dem Meer treiben, bilden sich Seepocken auf dem Glas und die Dinger werden immer schwerer. Und irgendwann gehen sie unter.

In einer früheren Version des Interviews war von einem Weltkriegsorden die Rede, was missverständlich ist. Herrn Fischer erinnerte das Relief auf der Flasche an den Orden Pour le Mérite, dessen Verleihung für militärische Verdienste in den Jahren 1914 bis 1918 stark zunahm. Erstmalig gestiftet wurde er vom preußischen König Friedrich dem Großen (1712-1786).

© SZ vom 07.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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