Anhalt-Bitterfeld:AfD spekuliert auf nächsten Chefsessel in einer Verwaltung

Lesezeit: 1 min

Hannes Loth steht auf der Zuschauertribüne im Landtag von Sachsen-Anhalt. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Bekommt Sachsen-Anhalt erstmals einen Bürgermeister von der AfD? Das entscheiden die Wähler am Sonntag in Raguhn-Jeßnitz. Im ersten Wahlgang hatte der Landtagsabgeordnete Hannes Loth die Nase vorne.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Raguhn-Jeßnitz (dpa/sa) - Nach ihrem Erfolg im südthüringischen Sonneberg will die AfD nun in Sachsen-Anhalt den ersten Bürgermeister des Landes stellen. Am Sonntag tritt bei einer Stichwahl der Landtagsabgeordnete Hannes Loth in Raguhn-Jeßnitz (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) gegen den parteilosen Bewerber Nils Naumann an. Im ersten Durchgang hatte Loth 40,7 Prozent der Stimmen geholt, Naumann war auf 36,9 Prozent gekommen. Der Abstand lag bei weniger als 200 Stimmen. Rund 7800 Menschen sind wahlberechtigt.

„Wir rechnen uns gute Chancen aus“, sagte AfD-Landeschef Martin Reichardt der Deutschen Presse-Agentur. „Hannes Loth ist vor Ort bekannt, wir sind dort in der Kommunalpolitik gut verankert.“ Zwar sind in Thüringen und Brandenburg bereits AfD-Bürgermeister gewählt worden. Dem Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebunds ist aber bundesweit kein hauptamtlicher bekannt - eine Statistik führt seine Organisation dazu allerdings nicht.

Im südthüringischen Kreis Sonneberg war am Sonntag mit Robert Sesselmann erstmals in Deutschland ein AfD-Kandidat zum Landrat gewählt worden. Dies hatte die Debatte weiter angefacht über den aktuellen Höhenflug der AfD auch in deutschlandweiten Umfragen, in denen sie um die 20 Prozent rangiert. Der Landesverfassungsschutz in Thüringen bewertet den dortigen AfD-Landesverband als „gesichert rechtsextrem“, deutschlandweit stuft der Verfassungsschutz die Partei als Verdachtsfall ein.

Loth setzt im Wahlkampf vor allem auf kommunalpolitische Themen. Er will die Wirtschaftsförderung und die Ausstattung der Feuerwehren verbessern. „Da muss es vorangehen“, sagte der 42-Jährige, der auch im Stadtrat sitzt und in der Region aufgewachsen ist. Er wolle nur versprechen, was er halten könne. Für Sonntag ist er grundsätzlich optimistisch. „Ich bin sehr gespannt, was da rauskommt.“

Loths Gegenkandidat Nils Naumann will einen AfD-Erfolg wie in Thüringen verhindern. Der 31-Jährige ist ebenfalls in Raguhn-Jeßnitz aufgewachsen und arbeitet aktuell als Sachbereichsleiter im benachbarten Bitterfeld-Wolfen. „Ich hoffe, dass sich die Menschen für Sachlichkeit entscheiden“, sagte Naumann, der auch Stadtratsvorsitzender in Raguhn-Jeßnitz ist. Die Ausgangslage sei insgesamt positiv, er habe sich bereits gegen andere Kandidaten durchgesetzt. Dass es keine Wahlempfehlungen der unterlegenen Bewerber aus der ersten Runde gibt, findet er in Ordnung. Die Menschen könnten sich ein eigenes Bild machen. „Ich werde für mich werben“, sagte Naumann.

© dpa-infocom, dpa:230629-99-223971/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: