Köln:"Das hätte nicht passieren dürfen"

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Das Fahndungsfoto der Polizei Köln zeigt den 58-jährigen Straftäter, der bei einem Ausgang in einem Brauhaus entkommen ist. (Foto: Polizei Köln/dpa)

Großfahndung nach einem entflohenen Straftäter: Die Kölner Polizei warnt vor einem flüchtigem Vergewaltiger. Der Mann konnte bei einem Toilettengang entkommen.

Der beim Haftausgang in Köln entkommene verurteilte Vergewaltiger war am Donnerstagnachmittag weiter auf der Flucht. Noch immer werde "mit Hochdruck" nach dem Mann gefahndet, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag der SZ. "Eine heiße Spur gibt es aber nicht." Der 58-jährige Peter Breidenbach, ein gebürtiger Kölner, ist laut dem Justizministerium Nordrhein-Westfalens 1991 zunächst für neun Jahre ins Gefängnis gekommen - wegen Raub, Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Weil das Gericht ihn als besonders gefährlich eingeschätzt hatte, kam er anschließend in Sicherungsverwahrung. Nach dem Gesetz in NRW können Gefangene in Sicherungsverwahrung vier Ausflüge pro Jahr machen, sie dienten der "Erhaltung der Lebenstüchtigkeit". Solche Ausführungen sollten motivieren, "an Behandlungsmaßnahmen teilzunehmen", sagt JVA-Leiterin Blikslager. Zu einer Therapie sei er allerdings nicht bereit gewesen. Bei seinen ersten Ausführungen sei der Mann noch gefesselt gewesen, sagt ein Ministeriumssprecher - Grund zur Beanstandung habe es nicht gegeben. Die Flucht gelang ihm nun beim neunten Ausflug ohne Fessel. In der JVA soll er unauffällig gewesen sein. Er habe in der Kammer der JVA gearbeitet und etwa geholfen, die Wäsche zu verwalten, sagt Blikslager.

Der Flüchtige war seinen Aufpassern am Mittwoch bei einem Toilettengang entwischt. Zwei Justizvollzugsbeamte seien mit dem 58-Jährigen im Brauhaus Früh nahe dem Kölner Dom eingekehrt, sagte ein Ministeriumssprecher. Einer von ihnen habe den Mann auf die Toilette begleitet, wo sich der Straftäter in eine Kabine begeben habe. Der Beamte habe die Gelegenheit genutzt, um sich selbst zu erleichtern. Von den Urinalen seien jedoch weder die Toilettenkabinen noch die Toilettentür einsehbar gewesen, so dass sich der Verurteilte unbemerkt durch das verwinkelte Brauhaus davon schleichen konnte. "Das hätte so nicht passieren dürfen", sagt Blikslager. Es hätte mehrere Möglichkeiten gegeben: etwa eine Fußfessel, wenn die Toilettentür geschlossen sein sollte; die Tür hätte zur Beobachtung aber auch einen Spalt offen bleiben können.

Der 58-Jährige ist nach Angaben der Polizei fast 1,90 Meter groß, schlank und hat einen Oberlippenbart. Am Tag seiner Flucht trug er schwarze Springerstiefel, eine khakifarbene Hose und einen blauen Bundeswehrpullover mit einer hellblauen Weste. Breidenbach ist Diabetiker und auf Insulin angewiesen. Wer den Mann sehe, solle ihn nicht ansprechen, sondern den Notruf wählen.

© SZ vom 22.01.2016 / mwit, DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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