Kindesentführung:13 Stunden in der Gewalt eines Kidnappers

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Es ist der Albtraum aller Eltern: Am helllichten Tag entführt ein Mann in Kleinmachnow bei Berlin eine Vierjährige - vor den Augen der Mutter. Erst nach einer Lösegeldzahlung kommt das Mädchen frei.

Es waren 13 Stunden voller Bangen und Warten: Ein vierjähriges Mädchen aus Keinmachnow (Landkreis Potsdam-Mittelmark) südlich von Berlin ist am Donnerstag am helllichten Tag vor den Augen der Mutter entführt worden. Rund 400 Polizisten suchten nach dem Kind, am Abend schließlich wurde es wieder freigelassen. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen und soll im Laufe des Freitags dem Haftrichter vorgeführt werden.

Polizei- und Krankenwagen in der Neubausiedlungen der knapp 19.600 Einwohner zählenden Gemeinde Kleinmachnow. Am Donnerstagmorgen war dort ein Mädchen entführt worden. Nach 13 Stunden kam die Vierjährige wieder frei. (Foto: dpa)

Das Drama begann am Donnerstagmorgen: Die Mutter wollte ihre Tochter zur Kita bringen. Das Auto der Familie parkte vor dem Einfamilienhaus, die 41-Jährige verstaute gerade einen Korb im Kofferraum - da stürmte der maskierte Mann auf das Grundstück und schnappte sich das Mädchen, das auf der Treppe wartete.

Der Mann bedrohte die Mutter mit einer Waffe. Er forderte sie auf, in das Wohnhaus zurück zu gehen und sich dort hinzulegen. Die 41-Jährige gehorchte und ging in das Haus zurück, teilte die Polizei mit.

Bevor er flüchtete, drückte der Kidnapper der Mutter den Angaben zufolge noch einen Zettel in die Hand. Auf diesem stand eine Lösegeldforderung, zudem der Hinweis: "Keine Polizei, keine Presse."

Mehr als 400 Beamte im Einsatz

In den nächsten Stunden begann die fieberhafte Suche nach dem Kind, mehr als 400 Beamte waren im Einsatz. In Kindertagesstätten und Schulen wurden Eltern anderer Kinder gewarnt, so die Polizei. Gleichwohl bemühten sich alle um Stillschweigen, um die Befreiung des Mädchens nicht zu gefährden.

Am Abend fand das Drama schließlich ein Ende: Wie ein Polizeisprecher berichtete, wurde das Kind um 21:28 Uhr in der Nähe des Wohnortes wieder freigelassen. Unmittelbar danach, so der Sprecher, wurde der mutmaßliche Täter von einer Spezialeinheit der Polizei festgenommen. Sein Auto, ein roter Kleinwagen, wurde sichergestellt und wird nun von Kriminalisten untersucht.

Zuvor hatte es mehr als 70 Kilometer entfernt in Fürstenwalde/Spree (Landkreis Oder-Spree) eine Übergabe von Lösegeld gegeben. Diese war am frühen Abend verabredet worden, als der Entführer telefonisch Kontakt zu der Familie des Kindes aufgenommen hatte.

Polizei: Eltern sind weder reich noch prominent

Die Polizei zeigte sich erleichtert über das unblutige Ende der Entführung: "Wir freuen uns sehr über den glücklichen Ausgang dieses Einsatzes", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagabend.

Die Eltern des Mädchens sind laut dem Sprecher weder reich noch prominent. Ihr Haus befindet sich in einer der Neubausiedlungen der knapp 19.600 Einwohner zählenden Gemeinde.

Die Gegend wirkte am Donnerstagabend wie ausgestorben. Nur das Blaulicht vieler Polizeiwagen sowie Fotografen und Kamerateams zeugten von dem Drama, das sich ereignet hatte. Abgeschirmt davon das Elternhaus des Mädchens, in dem bis nach Mitternacht Licht brannte. Die Familie wird von Spezialisten betreut. Das Kind wurde ärztlich untersucht.

Details wollte die Polizei am Freitagmittag in einer Pressekonferenz bekanntgeben. Zur Höhe der Lösegeldforderung äußerte sich die Polizei zunächst nicht. Unbestätigten Angaben zufolge soll sie bei etwa 60.000 Euro gelegen haben.

© sueddeutsche.de/dpa/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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