Kardelen:Polizei befürchtet "Ehrenmord" an Ali K.

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Trauer, Schock und Entsetzen: Im Fall der kleinen Kardelen werden immer neue Details bekannt. Die Polizei will nun eine Blutrache verhindern.

Die Polizei befürchtet nach einem Bericht der Bild, dass der Mordverdächtige im Fall Kardelen Opfer eines "Ehrenmords" werden könnte. Deshalb habe die Paderborner Polizei vorsorglich ein Treffen von Angehörigen sowohl des ermordeten türkischstämmigen Mädchens als auch des türkischen Verdächtigen organisiert.

Die Möglichkeit eines "Ehrenmordes" könne leider nicht ausgeschlossen werden, sagte Staatsanwalt Ralf Vetter dem Blatt. "Deshalb haben wir ein Gespräch zwischen den Familien des Opfers und des Täters vermittelt. Alle waren vernünftig, wollen die Tat nicht auf die Angehörigen übertragen." Die Eltern des mutmaßlichen Kindermörders Ali K. leben in der westtürkischen Stadt Ayden.

Erstmals haben sie sich gegenüber der Nachrichtenagentur Dogan geäußert. Sie seien entsetzt, dass ihr Sohn die kleine Kardelen aus Paderborn missbraucht und umgebracht haben soll.

"Allah wird ihn bestrafen"

"Wir haben seit drei Monaten nichts mehr von ihm gehört. Wir waren geschockt, als wir in den Fernsehnachrichten vom Tod des kleinen Mädchens erfuhren", sagte die Mutter des Verdächtigen, Zuhre K. Die Eltern wissen nach eigenen Angaben nicht, wo sich ihr international gesuchter Sohn aufhält. "Wir wissen nicht, was wir machen sollen", sagte die Mutter.

Nachbarn des Verdächtigen hatten ausgesagt, er sei möglicherweise zu seinem Vater in die Türkei gereist. Beamte in der westtürkischen Stadt Aydin haben die Suche nach dem 29-Jährigen aufgenommen. "Es steht fest, dass der Tatverdächtige mehrere Tage bei Verwandten in der türkischen Region Izmir verbracht hat. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nach wie vor unbekannt", sagte Horst Rürup, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein Polizeisprecher betonte, dass man noch nicht sicher wisse, ob sich K. derzeit tatsächlich noch in der Türkei aufhalte oder weitergereist sei.

K.s Eltern sind entsetzt: "Wir wollen nicht glauben, dass unserer Sohn etwas mit diesem Mord zu tun hat. Niemand wird uns mehr eines Blickes würdigen. Wenn er es getan hat, wird Allah ihn dafür bestrafen", sagte die Mutter.

Für den Fall, dass Ali K. in der Türkei gefasst wird, rechnen die Staatsanwälte allerdings nicht mit seiner Auslieferung nach Deutschland. Die türkischen Behörden hätten dies den deutschen Ermittlern bereits signalisiert, bestätigte Rürup. Im Falle einer Festnahme planten die Türken ein eigenes Strafverfahren gegen K.

Die Leiche der türkischstämmigen, achtjährigen Kardelen war am 15. Januar im Sauerland gefunden worden. Der 29 Jahre alte Ali K. wohnte in Paderborn im Nachbarhaus des Opfers. DNS-Spuren beweisen laut den Ermittlern, dass er das Kind in seiner Wohnung missbraucht und erstickt hat. Mittlerweile stehe fest, dass es sich bei der Wohnung auch um den Tatort handele.

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