Schock und Trauer in Paderborn:Das tote Mädchen ist Kardelen

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Sexuell missbraucht und gewaltsam erstickt: Bei der Mädchenleiche, die die Polizei gestern am Möhnesee bei Paderborn gefunden hat, handelt es sich um die kleine Kardelen.

Die kleine Kardelen ist tot. Das teilte die Polizei nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung mit. Das Mädchen sei eindeutig identifiziert worden. Man habe sie gewaltsam erstickt und sexuell missbraucht.

Entsetzen, Schock und Trauer in den Gesichtern der Angehörigen von Kardelen: Die Mutter des ermorderten Mädchens nimmt Abschied von ihrer Tochter. (Foto: Foto: dpa)

Im Fall Kardelen ermittelt eine 50-köpfige Mordkommission. Über 300 Hinweise gingen aus der Bevölkerung ein. "Jedes Detail ist wichtig", sagte ein Polizeisprecher. "Zahlreiche Spuren" seien aufgenommen worden und würden von Kriminaltechnikern des Landeskriminalamtes untersucht. Auch Fallanalytiker seien eingeschaltet. Zusammenhänge mit anderen Fällen würden untersucht.

Darunter der Fall der seit September 2007 verschwundenen, ebenfalls achtjährigen Jenisa. In beiden Fällen gebe es auffällige Parallelen, sagte Oberstaatsanwältin Irene Silinger am Freitag in Hannover. Beide Mädchen waren bei ihrem Verschwinden acht Jahre alt und sahen sich sehr ähnlich. Auch im Fall Jenisa war aus einem fahrenden Auto geworfene Kleidung gefunden worden.

Bei der Suche nach der vermissten achtjährigen Kardelen K. aus Paderborn hat die Polizei am Donnerstag die Leiche des Mädchens gefunden. Der Körper wurde den Angaben zufolge in einem Waldgebiet am Südufers des Sees in der Nähe der Staumauer entdeckt, die unbekleidete Leiche war mit Tannenreisig abgedeckt. Das Gelände wurde weiträumig abgesperrt.

In der Nacht erfolgte die Obduktion durch die Gerichtsmedizin Münster in Bielefeld. Noch ist unklar, ob es sich bei dem Fundort der Leiche um den Tatort handele.

Trauerfeier unter freiem Himmel

An der Sperrmauer der Talsperre stellten Mütter mit Kindern rote Grabkerzen auf und legten ein rotes Herz aus Metall dazu. Mit einer Trauerfeier verabschiedete sich unter großer Anteilnahme die Bevölkerung in Paderborn von der Grundschülerin Kardelen. Die Feier wurde nach islamischen Ritus von einem Imam unter freiem Himmel geleitet. Der Platz in der Moschee reichte für die vielen Trauernden nicht aus.

Der Sarg mit der Leiche des kleinen Mädchens wurde am Freitagmittag zum Düsseldorfer Flughafen gebracht. Von dort sollte er in die Türkei geflogen werden.

Die Beamten hatten mit einem Großaufgebot nach der verschwundenen Achtjährigen gesucht. Unter anderem kamen Hubschrauber, Wärmebildkameras und Suchhunde zum Einsatz.

Zwei Walkerinnen hatten am Mittwoch auf einem Rad- und Gehweg an der Talsperre südlich von Soest Kleidungsstücke entdeckt, die laut Polizei "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" der seit Montag vermissten Kardelen gehören. Vermutlich wurde die Kleidung aus dem Fenster eines fahrenden Autos über die Leitplanke geworfen. Nach dem Kleiderfund hatten sich die Anzeichen auf ein Gewaltverbrechen verdichtet.

Neu aufgelegte Fahndungsplakate sollten noch am Freitagnachmittag im Raum Paderborn angebracht werden, um die Suche nach dem Täter zu intensivieren. Auch das Landeskriminalamt sei in die Ermittlungen eingeschaltet und untersuche mögliche Zusammenhänge zu anderen Fällen.

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