Mordfall Kardelen:Türkei würde Ali K. nicht ausliefern

Lesezeit: 1 min

Die Spur des Tatverdächtigen im Mordfall Kardelen führt in die Türkei. Sollte er dort gefasst werden, droht ihm ein Strafprozess vor Ort.

Sollte der mutmaßliche Mörder der achtjährigen Kardelen aus Paderborn in der Türkei gefasst werden, würde er nicht nach Deutschland ausgeliefert werden. Die türkischen Behörden hätten dies den deutschen Ermittlern bereits mitgeteilt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Paderborn, Horst Rürup. Ali K. ist türkischer Staatsbürger.

Rürup bestätigte damit Informationen der Zeitung Neue Westfälische. Im Falle einer Festnahme planten die türkischen Behörden ein eigenes Strafverfahren gegen Ali K.. "Wir werden das selbstverständlich respektieren", sagte der Sprecher.

Der 29-Jährige wird in der Türkei vermutet. Auf der Suche nach dem mutmaßlichen Mörder Kardelens bauen die deutschen Ermittler jetzt auf die Hilfe ihrer Kollegen. "Wir hoffen, mit Hilfe der türkischen Behörden seiner habhaft zu werden", sagte ein Polizeisprecher.

Wohnung war der Tatort

Unterdessen werden immer neue Details des Verbrechens bekannt. Jetzt sind sich die Ermittler sicher, dass die Achtjährige aus Paderborn bereits in der Mietwohnung ihres türkischen Nachbarn Ali K. missbraucht und ermordet wurde. Die Leiche des türkischstämmigen Mädchens wurde am 15. Januar 60 Kilometer entfernt am Möhnesee im Sauerland entdeckt.

"Wir haben in der Wohnung des Beschuldigten DNA des getöteten Mädchens gefunden", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Horst Rürup. "Aufgrund der weiteren Spurenabgleiche steht nunmehr fest, dass es sich bei der Wohnung auch um den Tatort handelt."

Der dringend Tatverdächtige K. war kurz nach dem Mord vom Flughafen Köln-Bonn aus nach Izmir in die Westtürkei geflogen. Es habe sich ein Hinweisgeber gemeldet, der den Mann zum Flughafen Köln-Bonn gefahren habe, bestätigte die Polizei. In Aydin lebt der Vater des 29-Jährigen. Allerdings schließt die Polizei auch nicht aus, dass K. inzwischen wieder in Deutschland ist oder sich in einem anderen Land aufhält.

Nach Informationen der Behörden kam Ali K. im Jahr 2001 nach Deutschland, wo er sich in Herne niedergelassen habe. Nach sechs Jahren im Ruhrgebiet zog er 2007 nach Paderborn. Seit gut einem halben Jahr bewohnte er die Wohnung in der Nachbarschaft der Familie von Kardelen. Der Mordfall Kardelen hatte in Deutschland und auch in der Türkei Wut, Trauer und Entrüstung ausgelöst.

© dpa/hai/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: