Angefangen hat alles in Marseille. Bereits Bellons Großvater handelte mit Nahrungsmitteln - sein Unternehmen versorgte Handels- und Passagierschiffe mit Ess- und Trinkbarem. Hier hätte Pierre Bellon einsteigen können, doch nach dem Militärdienst und dem Studium an der Manager-Hochschule HEC ging er lieber eigene Wege, betrieb zunächst kleinere Betriebs- und Schulrestaurants. Schon bald belieferte er ganz Frankreich mit verschiedenen Formen von "Lebensqualität", expandierte nach Afrika, in den Mittleren Osten und nach Nordamerika.
Allein in Deutschland betreuen mittlerweile 17.000 Sodexo-Mitarbeiter 870 Betriebe. Hauptsitz ist Rüsselsheim. Im Bereich Schul- und Kindertagesstätten-Catering war die Firma im Jahr 2010 mit 45 Prozent Anteil am Gesamtumsatz Marktführer - vor Dussmann (14,3 Prozent), Apetito (9,7 Prozent) und mehr als 20 anderen, kleineren Anbietern.
Ernährungsexperten sehen in dieser Konzentration auch eine Gefahr. Mehr als 90 Prozent der Schulessen weisen Qualitätsmängel auf, das ist das Ergebnis einer Analyse der Hochschule Niederrhein. Statt warmen Mahlzeiten solle künftig lieber Schockgefrorenes in die Schulen transportiert und erst dort erwärmt werden, raten sie. Das sei gesünder, hygienischer, ungefährlicher. Aber auch viel teurer. "Doch leider fördern wir in Deutschland lieber Luxusautos als das Essen unserer Kinder", sagt Ernährungswissenschaftler Volker Peinelt aus Mönchengladbach.
Wer beliefern darf, das regeln in Deutschland meist die Kommunen, ein durchschnittliches Schulessen kostet in Berlin 2,10 Euro. Da kann nicht jeder kleine Caterer mithalten. Durch den Wegfall von Steuervergünstigungen hat sich seit Jahresbeginn die Herausforderung gleichermaßen gesund wie kostengünstig zu kochen hierzulande noch einmal verschärft. Ein System, das für Störungen immer anfälliger wird.
Sodexo jedenfalls weist den Vorwurf, eine Mitschuld an den Erkrankungen zu tragen, zurück. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, alle Hygienemaßnahmen abermals zu intensivieren. Jeder einzelne Türgriff werde nun noch einmal gründlich mit Desinfektionsmitteln gereinigt.
Pierre Bellon, der Firmenpatriarch, schaltet sich derweil in Frankreich immer wieder gerne in öffentliche Debatten ein, auch im hohen Alter. Eines seiner Lieblingsthemen ist die Warnung vor einem zügellosen, ausufernden Kapitalismus.