Kalifornien:Wanderer schreibt letzten Willen auf seinen Hut

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Ein verirrter Wanderer hat in Kalifornien tagelang ohne Wasser und Essen in der Wüste überlebt - und sich mit allen Mitteln ans Leben geklammert.

Als Edward Rosenthal bemerkte, dass er sich im Nationalpark Joshua Tree verlaufen hatte, war es zu spät zur Umkehr. Er war etwa 700 Höhenmeter in einen Canyon in der Wüstenlandschaft abgestiegen und vom Weg abgekommen. Auf seine Signale mit einer Trillerpfeife reagierte niemand, auch das Licht seiner Fackeln sah kein Retter.

Edward Rosenthal auf einem undatierten Familenfoto - derzeit liegt der Wanderer, der sechs Tage in der Wüste überlebte, im Krankenhaus.  (Foto: AP)

Obwohl er gut ausgerüstet aufgebrochen war - mehrere Liter Wasser und Snack-Riegel hatte der Mann offenbar dabei - blieb dem Immobilienmakler und erfahrenen Wanderer nichts anderes als das Warten: Auf den Tod oder die Rettung.

Der 64-Jährige hielt sich in den nächsten Tagen auch mit Schreiben am Leben. Einen Stift hatte Rosenthal, der offenbar in seiner Freizeit Gedichte verfasste, immer dabei. Nun schrieb er verzweifelt auf seinen Wanderhut, weil er kein Papier dabei hatte. Darauf habe er aufgelistet, welche Art von Beerdigung er sich wünsche, wem seine Familie vertrauen könnte und wie sehr er sie alle liebe. Er schrieb auf, wie er die Wanderung erlebte, die - so glaubte er - die letzte nach zahllosen Wanderungen werden sollte.

"Immer noch da"

Doch dann passierte etwas, was amerikanische Medien als Wunder beschreiben: Bis zu 60 Rettungkräfte hatten nach dem Verschollenen gesucht, allerdings jeweils nahe am Camp, von dem der Wanderer aufgebrochen war. Erst am Dienstag entdeckten sie seine Spuren, die in einen anderen Canyon führten. Nach sechs Tagen wurde der Geschäftsmann aus L.A. am Mittwoch per Hubschrauber gesichtet.

Der Verirrte war zwar schwach und dehydriert und wurde auf die Intensivstation eines Krankenhauses eingeliefert. Dort hat sich sein Zustand aber inzwischen stabilisiert.

Die Überlebensgeschichte ist gerade in der Wüste ein extremer Zufall. Möglicherweise hat ihm die Wetterlage geholfen. Es blieb bewölkt, in dem Canyon blieben die extremsten Temperaturen aus, auch wenn sie dennoch offenbar bis zu 38 Grad erreichten.

Rosenthal schrieb in diesen Tagen bis zur letzten Kraft: Sein letzte Notiz stammt laut der Los Angeles Times vom Mittwoch: "Still here" schrieb er. Immer noch da.

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