Justizopfer David Ranta:Millionen-Entschädigung für unschuldig Verurteilten

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Wiegen umgerechnet knapp fünf Millionen Euro 23 Jahre im Gefängnis auf? Seit 1991 saß David Ranta unschuldig hinter Gittern, jetzt muss ihn die Stadt New York entschädigen. Weitere Klagen wegen unrechtmäßiger Verurteilungen dürften folgen.

Seit 1991 saß David Ranta wegen Mordes hinter Gittern - unschuldig, wie sich herausstellte. Jetzt soll der heute 59-Jährige für die 23 Jahre Gefängnis knapp fünf Millionen Euro Entschädigung erhalten. Ranta wurde nach einem Raubüberfall verurteilt, bei dem ein jüdisch-orthodoxen Rabbiner ums Leben kam. Er hatte stets beteuert, unschuldig zu sein. Erst nach Jahren stellte sich heraus, dass die Ermittlungen von einem Polizisten manipuliert worden waren.

Ranta wurde beschuldigt, den Rabbi getötet zu haben. In Wahrheit erschoss ein Räuber den Auschwitz-Überlebenden und floh in dessen Auto. Der Täter hatte seiner Frau unter Tränen den Mord gestanden. Er starb bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei - nur Tage vor Rantas Festnahme.

Von Anfang an gab es Zweifel an der Verurteilung Rantas: Es gab keine eindeutigen Beweise, Zeugen erkannten Ranta nicht. Später stellte sich heraus, dass ein Polizist die Ermittlungsergebnisse manipuliert hatte. Ein damals 13-jähriger Augenzeuge bekannte, dass der Polizist ihm gesagt habe, Ranta bei einer Gegenüberstellung als Tatverdächtigen zu benennen.

Der Stadt New York drohen weitere Verfahren

Von Ranta gab es zwar ein Geständnis, das aber, wie ein Gericht später feststellte, unter "zweifelhaften Umständen" zustande gekommen war. Ranta wurde trotzdem zu 37,5 Jahren Haft verurteilt. "Ich habe in der Zelle gelegen und jede Nacht gedacht: Ich bin der einzige Mensch in der Welt, der weiß, dass ich unschuldig bin", sagte Ranta nach seiner Freilassung. "Der Fall hat mein ganzes Leben zerstört." Der Polizist soll auch in zahlreichen anderen Verfahren Geständnisse erfunden und Zeugen unter Druck gesetzt haben.

Ranta wurde im März 2013 freigelassen. Einen Tag später erlitt er einen Herzinfarkt, mittlerweile geht es ihm aber wieder gut. Im Zuge einer außergerichtlichen Einigung wurden dem unschuldig Verurteilten nun 6,4 Millionen Dollar (4,7 Millionen Euro) Entschädigung zugesprochen, die ihm die Stadt New York zahlen muss. Ranta hatte die Stadt urspünglich auf 150 Millionen Dollar verklagen wollen. Der Rechtsstreit wurde nun beigelegt.

Keine Geldsumme könne seinem Mandanten die 23 verlorenen Jahre wiederbringen, betonte Rantas Anwalt, aber die Einigung ermögliche ihm immerhin eine gewisse Stabilität und erlaube es ihm, sein Leben in Freiheit neu zu ordnen.

Ein weiterer Häftling, der basierend auf den Ermittlungsergebnissen des Polizisten verurteilt worden war, wurde inzwischen ebenfalls freigelassen. Die Stadt muss nun in mehreren Fällen mit weiteren Klagen infolge der Manipulationen rechnen. Umso bemerkenswerter ist, dass die Finanzkontrolleure der Stadt sich verhältnismäßig rasch auf eine Einigung eingelassen haben - ein Zeichen für die eindeutige Beweislage.

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