Iranisch-pakistanisches Grenzgebiet:Viele Tote nach heftigem Erdbeben

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Ein Wissenschaftler im Geoforschungszentrum (GFZ) auf dem Telegrafenberg in Potsdam beobachtet das Erdbebengebiet im Südosten des Iran (Foto: dpa)

Das iranisch-pakistanische Grenzgebiet ist von schweren Erdstößen erschüttert worden. Auf pakistanischer Seite sollen zahlreiche Menschen bei dem Beben der Stärke 7,8 ums Leben gekommen sein. Eine genaue Zahl der Todesopfern liegt bislang nicht vor.

Nach dem schweren Erdbeben im Grenzgebiet von Iran und Pakistan gibt es offenbar zahlreiche Tote und Verletzte. Nach Auskunft der Behörde für Katastrophenmanagement sind in der pakistanischen Grenzprovinz Baluchistan mindestens 34 Menschen ums Leben gekommen, etwa 200 Menschen wurden verletzt. Krankenhausvertreter hatten zunächst mindestens fünf Tote gemeldet.

Dem iranischen Katastrophenschutz liegen bislang keine Informationen über Todesopfer vor. "Das Epizentrum des Bebens lag in der Wüste und es befinden sich keine größeren Siedlungen in der Nähe", sagte ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzes der Nachrichtenagentur Isna. In den Städten in unmittelbarer Umgebung habe es keine Toten gegeben. Im staatlichen Fernsehen war zuvor die Rede von mindestens 40 Toten gewesen. Die iranischen Behörden bestätigten die von den Medien gemeldete Zahl zunächst nicht, sondern sprachen von zahlreichen Verletzten. Ein Behördenvertreter befürchtet der britischen BBC zufolge, Hunderte Menschen seien getötet worden.

D ie US-Erdbebenwarte USGS gibt die Stärke des Bebens mit 7,8 auf der Richterskala an. Das iranische Erdbebeninstituts hatte eine Stärke von mindestens 7,7 gemessen. Das Epizentrum habe im Südosten des Landes nahe der Stadt Kash gelegen, an der Grenze zu Pakistan, in einer Tiefe von etwa 120 Kilometern. Die Erschütterungen waren in der ganzen Region zu spüren. Das Gebiet ist insgesamt relativ dünn besiedelt. Doch gibt es einige größere Städte.

Im etwa eine halbe Million Einwohner zählenden Zahedan strömten die Menschen beim Erdbeben auf die Straße, berichtet die iranische Nachrichtenagentur Fars dem britischen Guardian zufolge. Entwarnung gab Fars für die Stadt Saravan: Dort soll es keine größeren Schäden gegeben haben. In der pakistanischen Grenzprovinz Baluchistan wurden mindestens fünf Menschen unter den Trümmern ihrer eingestürzten Häuser begraben, wie Vertreter des Krankenhauses im Grenzort Mashkail mitteilten. In Baluchistan leben ebenso wie in der benachbarten iranischen Beben-Provinz nur wenige Menschen.

Selbst in Neu Delhi war das Beben zu spüren

Die Erschütterungen waren in der ganzen Golfregion und darüber hinaus zu spüren. Der Sender Al Arabiya berichtete, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten Häuser evakuiert wurden - darunter auch das Sendergebäude. Nach Angaben von Augenzeugen war der Erdstoß auch noch in Katar und Bahrain zu spüren. In der pakistanischen Wirtschaftsmetropole Karachi wurden Gebäude evakuiert. Auch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, die mehr als 1500 Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernt liegt, war der Erdstoß zu spüren.

"Es handelt sich um das schwerste Erdbeben in Iran seit 40 Jahren", sagte ein Regierungsvertreter. Den staatlichen Medien zufolge wurden die Strom- und Telefonverbindungen in den größten Teilen der Provinzen Sistan und Baluchistan unterbrochen. Der russische Erbauer des iranischen Kernkraftwerks in Buschehr, Atomstroyexport, erklärte, an der Anlage sei kein Schaden entstanden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat dem Iran Hilfe angeboten. Deutschland sei bereit, humanitäre Hilfe zu leisten, erklärte er. Den Angehörigen und Freunden der Opfer sprach er sein Beileid aus. "Die Nachrichten über zahlreiche Todesopfer nach dem schweren Erdbeben in Iran erfüllen uns mit großer Trauer", sagte Westerwelle.

Nachbeben sind sehr wahrscheinlich

Nach dem schweren Erdbeben muss mit Nachbeben gerechnet werden: "Das ist bei der gemessenen Stärke von 7,6 sehr wahrscheinlich", sagte der Geophysiker Joachim Saul vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ). Glücklicherweise habe sich das Beben in großer Tiefe ereignet. Je näher sich diese Bewegungen an der Erdoberfläche abspielten, desto verheerender könnten die Auswirkungen sein.

Im Iran gebe es mehrmals im Jahr derartige schwere Naturereignisse. Grund sei, dass sich mehrere Erdplatten aufeinander zubewegten. "Gebirge werden aufgefaltet, und es kommt zu größeren Verwerfungen", sagte der Seismologe. In diesem Fall seien die arabische und die eurasische Platte für das Beben in rund 90 Kilometern Tiefe verantwortlich. Die ozeanische Kruste schiebe sich dabei unter den Kontinent.

Erst vor wenigen Tagen waren bei einem Erdbeben im Süden Irans mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden.

© Süddeutsche.de/Reuters/sks/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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