Kriminalität:Interpol: Kindesmissbrauch wird in der Pandemie seltener angezeigt

Lesezeit: 1 min

Missbrauch per Webcam: Interpol befürchtet, dass wegen der Reisebeschränkungen Live-Streams von Übergriffen häufiger werden. (Foto: dpa)

Unter anderem die coronabedingte Schließung von Schulen habe dazu geführt, dass das Melden von Taten für die Opfer schwieriger geworden sei. Gleichzeitig sei der Austausch von kinderpornografischem Material im Netz gestiegen.

In der Coronavirus-Pandemie wurden nach Angaben von Interpol seltener Fälle von Kindesmissbrauch gemeldet. Die Mitgliedsstaaten hätten übermittelt, dass für Opfer von Missbrauch infolge der Pandemie der Zugang zu medizinischer und anderer Unterstützung schlechter geworden sei, erklärte die internationale Polizeiorganisation. Zudem sei es schwieriger geworden, entsprechende Straftaten zu melden. Es gebe zudem Bedenken, dass einige Verstöße nach einer erheblichen Verzögerung möglicherweise nie gemeldet würden.

Unter anderem die Schließung von Schulen und Corona-Kontaktbeschränkungen trugen laut Interpol dazu bei, dass Missbrauchsfälle nur erschwert gemeldet werden konnten.

SZ PlusVermisste Kinder
:"Der Schmerz bleibt für immer"

Der Opferanwalt Khubaib-Ali Mohammed vertritt Eltern vermisster Kinder. Er sieht Versäumnisse der Staatsanwaltschaft bei der Suche nach der verschwundenen Inga - und fordert härtere Strafen bei Kindesmissbrauch.

Von Verena Mayer

Die Polizeiorganisation erklärte zudem, dass der Austausch von kinderpornografischem Material in bestimmten Online-Netzwerken zugenommen habe. Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock sagte, im Internet sei aber nur "die Spitze eines wachsenden Eisbergs" zu sehen. Jedes Foto und Video eines sexuellen Missbrauchs von Kindern sei ein Beweis für ein Verbrechen, so Stock. "Jedes Mal, wenn ein Bild angesehen wird, werden diese Kinder erneut Opfer und ihr sehr reales Leiden wird noch weiter verlängert." Es müsse sichergestellt werden, dass Polizisten die Unterstützung bekämen, um diese Verbrechen auch transnational aufzuklären, so Stock.

Interpol: Nachfrage nach Live-Streaming von Missbrauch wird zunehmen

Während der Ausgangsbeschränkungen hätten Täter zudem Zeit gehabt, neue Foren zum Austausch zu erstellen. Auch habe das Live-Streaming des sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen Bezahlung in den vergangenen Jahren zugenommen, schrieb Interpol. Es sei wahrscheinlich, dass die Nachfrage aufgrund von Reisebeschränkungen weiter zunehmen werde.

Interpol sitzt im französischen Lyon und ist mit 194 Mitgliedsländern die wichtigste Polizeiorganisation der Welt. Über Interpol tauschen Staaten Informationen zu gesuchten Personen aus und melden Entwicklungen im Bereich der organisierten Kriminalität.

© SZ/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPädophilie bei Frauen
:Der blinde Fleck

Die 25-jährige Ruby mag Männer - und Jungen unter sieben Jahren. Ausleben will sie diese Neigung nicht. Pädophile Frauen gelten als Einzelfälle. Aber stimmt das auch?

Von Anna Fischhaber

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: