Hochwasser in Sachsen:"Das Wasser kann nicht mehr ablaufen"

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Erst im August hatten Überschwemmungen in Sachsen Millionenschäden verursacht und vier Menschen das Leben gekostet. Nun treten im Freistaat erneut Flüsse über die Ufer - in zwei Landkreisen herrscht Katastrophenalarm.

Schon wieder Hochwasseralarm in Sachsen: Die Lage an den Flüssen im Freistaat hat sich in der Nacht zu Dienstag zugespitzt. Die Pegelstände der Lausitzer Neiße und des Schwarzen und Weißen Schöps stiegen innerhalb weniger Stunden noch stärker an als erwartet, teilte der Landkreis Görlitz mit. Daher rief dieser gegen Mitternacht für das gesamte Kreisgebiet Katastrophenalarm aus. Der Kreis Meißen folgte wenige Stunden später. Hier gilt für die Anlieger des Flusses Großer Röder höchste Alarmbereitschaft.

Land unter in Sachsen: In Rodewitz dringt Wasser aus einem Gully und überschwemmt eine Landstraße. (Foto: dapd)

Sandsäcke werden vorbereitet, die Deiche verstärkt kontrolliert. Feuerwehren pumpten viele überflutete Keller aus und sperrten unpassierbare Straßen. Der Personennahverkehr war mancherorts eingeschränkt.

Dennoch gaben sich die zuständigen Behörden am Dienstagmorgen gelassen. "Die Deiche halten soweit, Evakuierungen waren nicht nötig", sagte Martina Weber, Leiterin des Görlitzer Katastrophenstabs. Der Pegel an der Lausitzer Neiße in Zittau und an anderen Flüssen verzeichneten seit einigen Stunden sogar gleichbleibende Wasserstände. An anderen Stellen stiegen die Pegel allerdings noch.

Der Landkreis hat sich zudem gut vorbereitet. In Niesky sollen früheren Angaben zufolge 80.000 Sandsäcke bereit liegen. Zudem steht die Talsperre Quitzdorf als Rückhalteraum für das Hochwasser komplett zur Verfügung. In Ostritz, das erst beim Augusthochwasser von der Neiße teilweise überflutet worden war, seien mobile Wände für den Hochwasserschutz entlang des Flusses montiert worden.

Die Situation ist daher laut Weber bislang nicht mit den Überflutungen beim letzten Hochwasser vor erst sieben Wochen zu vergleichen, das den Landkreis Görlitz besonders traf. Die Flut vom 7./8. August hatte im Freistaat Schäden von rund 800 Millionen Euro verursacht, vier Menschen kamen dabei ums Leben.

Warnstufe vier gilt nun zunächst für Zittau und Görlitz an der Lausitzer Neiße, für Jänkendorf und Krobnitz am Schwarzen Schöps sowie für Holtendorf am Weißen Schöps.

Auch in Meißen, wo besonders der Große Röder über die Ufer trat, wurde der Katastrophenalarm zunächst vorsorglich ausgerufen. "Wir können somit unsere Kräfte besser bündeln und einsetzen", sagte ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei in Dresden am Dienstagmorgen.

In den Städten Kleinraschütz und Großdittmannsdorf, wo die höchste Hochwasserstufe 4 seit der Nacht gilt, werden nun Deiche besonders kontrolliert. Bislang seien jedoch lediglich Nebenstraßen und keine Wohnsiedlungen gesperrt worden. Kleinere Erdrutsche hätten keine nennenswerten Schäden hinterlassen.

Dem Lagezentrum zufolge stiegen die Pegel durch den Regen noch weiter an. "An den Nebenflüssen haben wir zudem die Warnstufen 2 bis 3", sagte der Sprecher. Auch an der Schwarzen Elster wurde inzwischen Warnstufe 3 bis 4 ausgerufen. Einzig an der Elbe seien die Pegelstände konstant geblieben.

Anhaltender Dauerregen ist Schuld an den steigenden Fluten. "Das ankommende Wasser kann nicht mehr ablaufen", sagte Weber. "Die Flächen standen ja bereits wegen der Regenfälle unter Wasser."

In Teilen von Sachsen waren von Montag auf Dienstag bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia war das sächsische Deutschneudorf-Brüderwiese sogar bundesweiter Spitzenreiter. Dort fielen von Samstag acht Uhr bis Montag acht Uhr 88,8 Liter Regen pro Quadratmeter.

Stellenweise sollten nach Prognosen des Landesamtes für Umwelt und Geologie bis Mittwoch früh im Freistaat zusätzlich 50 bis 80, stellenweise sogar bis 100 Liter pro Quadratmeter niedergehen. Allerdings hob der Deutsche Wetterdienst bereits am Dienstagmorgen Unwetterwarnungen mancherorts in Sachsen wieder auf.

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