Das jüngste Kind einer in Oberursel lebenden pakistanischen Familie ist beim Eintreffen im Klinikum Frankfurt-Höchst am Mittwochabend verstorben. Der Verdacht auf Cholera bei dem Säugling hat sich bestätigt, teilte die Klinik nun mit. Drei ältere Geschwister zwischen zwei und vier Jahren seien ebenfalls erkrankt, ihr Zustand sei aber "ausreichend stabil". Weitere Kontaktpersonen kamen in Quarantäne.
Der Cholera-Todesfall ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) der erste Fall in diesem Jahrzehnt. Erkrankungen an dem schweren Brech-Durchfall seien in Deutschland extrem selten. In diesem Jahr wurden beim RKI zwei Choleraerkrankungen registriert, die Patienten hatten sich in Indien und Pakistan angesteckt. Seit 2001 verzeichnete das Institut insgesamt elf Cholera-Erkrankungen. Keine davon verlief tödlich.
Die Übertragung der Cholera von Mensch zu Mensch sei sehr selten, sagte eine RKI-Sprecherin. Auch die Mediziner am Klinikum Frankfurt-Höchst schätzten das weitere Ansteckungsrisiko als gering ein.
Kein hundertrprozentiger Schutz durch Impfung
Das Kind war am Mittwoch zusammen mit seinen Eltern von einer Pakistanreise in den Hochtaunuskreis zurückgekehrt. Nach Angaben des Landkreises ist es sicher, dass es sich in Pakistan angesteckt hat. Stuhlproben der vier Kinder aus Oberursel hätten den Anfangsverdacht bestätigt, hieß es.
Das gestorbene Kind ist nach Angaben des Landratsamtes in Bad Homburg neun Monate alt, die Klinik gab das Alter des Jungen dagegen mit einem Jahr an.
Die Cholera ist eine lebensbedrohliche Durchfallerkrankung, die durch Bakterien (Vibrio cholerae) ausgelöst wird. Die meisten Menschen infizieren sich durch Trinkwasser, das mit Fäkalien verschmutzt ist, oder durch verunreinigte Lebensmittel. Die Bakterien setzen sich im Dünndarm fest und sondern ein Gift ab.
Typische Symptome der Krankheit sind extreme Durchfälle sowie Erbrechen. Die Patienten können mehr als 20 Liter Flüssigkeit am Tag verlieren, auch Mineralien werden ausgeschwemmt. Dies kann zu Nierenversagen und Kreislaufkollaps führen. Durch Austrocknen und Verdursten können Patienten im Extremfall schon binnen Stunden sterben. Es existiert zwar eine Impfung gegen die Cholera, sie bietet aber keinen hundertprozentigen Schutz.