Herne:Festnahme im Fall Jaden F.

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Polizeibeamte vor dem Imbiss in Herne, in dem der Tatverdächtige gefasst wurde. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Ein Mann in Herne stellt sich der Polizei - sie geht davon aus, dass er der gesuchte Marcel H. ist. Er weist die Ermittler auf eine brennende Wohnung hin, in ihr findet die Polizei eine weitere Leiche.

Von Jan Bielicki, Düsseldorf

Auf der Suche nach dem Mörder des neunjährigen Jaden F. hat die Polizei im westfälischen Herne den mutmaßlichen Täter festgenommen. Und sie hat in einer brennenden Wohnung eine weitere Leiche gefunden. Marcel H., den Hunderte Polizisten seit der Bluttat von Montagabend gesucht hatten, sei am Donnerstagabend bei einem Imbiss in Herne aufgetaucht, habe ein Handy verlangt, damit die Polizei angerufen und sich gestellt, sagte ein Sprecher der Dortmunder Polizei. Er habe die eintreffenden Beamten auf die Wohnung und die Leiche darin hingewiesen. Tatsächlich fanden Polizisten in der Wohnung einen männlichen Toten. Zu dem Leichenfund machte die Polizei keine weiteren Angaben, zunächst hatte sie sogar von zwei Toten gesprochen. Der 19-jährige Marcel H. wird verdächtigt, Jaden F. erstochen zu haben. Im Internet tauchten Selfies auf, die ihn selbst mit der Leiche des Jungen zeigen. Zudem hatte einen Tag später eine Person, die sich als der Gesuchte ausgab, in einem Internet-Chat geschrieben, dass er eine Frau "bekämpft" und gefoltert habe. Weitere Anhaltspunkte, dass es dieses zweite Opfer wirklich gibt, hatte die Polizei zunächst nicht. Bei der nun gefundenen Leiche handelte es sich jedenfalls nicht um die Frau.

Die Polizei hatte am Donnerstag mit Hunderten Beamten, Hubschraubern und Spürhunden nach Marcel H. gefahndet. Mehr als 1500 Hinweise seien eingegangen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagnachmittag in Dortmund. Auf der Suche nach dem Mann, den sie als äußerst gefährlich und unberechenbar einstuft, fahndete die Polizei sogar nach einem Hund. Sie veröffentlichte am Mittwochabend das Foto eines Beagle. Gesucht wurden Menschen, die Angaben zu dem Tier machen können. Wie der Hund in Verbindung mit dem Gesuchten steht, wollte ein Sprecher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Die Polizei ging auch dem Verdacht nach, dass sich Marcel H. an der rechten Hand verletzt haben könnte. Wer einen Mann, auf den die Täterbeschreibung passt - 1,75 Meter groß, auffallend schlank, kurz rasiertes, blondes Haar -, im Umkreis von Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser gesehen zu haben glaube, solle sich melden.

Nach Hinweisen aus der Bevölkerung war die Polizei am Donnerstag unter anderem in Mönchengladbach und im Siegerland zu Großeinsätzen ausgerückt. In Mönchengladbach-Neuwerk durchkämmten Dutzende Beamte ein Krankenhaus, in dessen Umfeld H. angeblich gesehen worden war - ohne Ergebnis. Im Siegerland ging die Polizei dem Hinweis nach, dass sich der mutmaßliche Mörder womöglich im Raum Wilnsdorf aufhalten könnte. Die Beamten leiteten auch dort "umfangreiche Fahndungsmaßnahmen" ein, die jedoch ebenfalls nicht zum Erfolg führten.

In Herne war die Nervosität am Donnerstag groß. In mehreren Schulen durften die Schüler während der Unterrichtszeit das Gebäude nicht verlassen und mussten auch die Pausen in den Klassenräumen und auf den Fluren verbringen. Die Schulleitungen betonten jedoch, dass nach Angaben der Polizei keine konkrete Gefährdung bestehe.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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