Einen Monat nach der Havarie der "Costa Concordia" ist ein Video aufgetaucht, das das Durcheinander auf der Kommandobrücke des umkippenden Kreuzfahrtschiffes dokumentiert. Der neunminütige Amateurfilm wurde vom Magazin TG5 im italienischen Privatsender Canale 5 ausgestrahlt.
Das Video zeigt Schettino und ein Dutzend weitere Besatzungsmitglieder, die auf Bildschirme blicken oder telefonieren. Die Atmosphäre ist zunächst noch relativ ruhig, doch wächst die Nervosität zusehends. Zu hören sind unter anderem Sätze wie "Es gibt praktisch einen Riss, und Wasser dringt ein".
"Die Passagiere besteigen die Rettungsboote auf eigene Faust", ist später in dem Film zu hören. "In Ordnung", antwortet eine gelassen klingende Stimme, die der italienische Fernsehsender Canale 5 Kapitän Francesco Schettino zuordnet. Der Dialog sei anscheinend fast eine Stunde, nachdem das Schiff auf Grund gelaufen war, aufgezeichnet worden - von wem, ist unklar.
Die Staatsanwaltschaft von Grosseto wolle das bei schwachem Licht entstandene Video nun für die Ermittlungen heranziehen, hieß es am Samstag. Es könne dabei helfen, mehr über das Verhalten der Besatzung und des Kapitäns nach dem Unglück zu erfahren. So sei zu sehen, wie Mitglieder der Crew auf der Kommandobrücke unentschlossen auf und ab gingen, während sie darüber rätselten, was zu tun sei.
Die "Costa Concordia" war am 13. Januar mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert. Bislang wurden 17 Leichen geborgen. 15 Menschen werden noch vermisst, darunter sechs Deutsche.
Kapitän Schettino steht unter Hausarrest. Dem 52-Jährigen werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Verlassen des Schiffes während der nächtlichen Evakuierung vorgeworfen.