Knapp ein Jahr nach dem Prozess um den Tod des kleinen Dano in Herford steht der verurteilte Mörder Ibrahim B. in Hannover erneut vor Gericht. Diesmal geht es um den Tod der kleinen Jenisa vor acht Jahren. Gleich zum Prozessauftakt forderte die Verteidigung, das Verfahren einzustellen. Die Richter wiesen den Antrag zurück.
Weil frühere Mordermittlungen gegen den 44-jährigen Angeklagten erfolglos eingestellt worden seien, könne die Justiz nicht erneut gegen ihn vorgehen. So argumentierte die Verteidigerin vor dem Landgericht Hannover. Außerdem seien Mitgefangenen, die B. nun schwer belasten, Vergünstigungen angeboten worden - um ihn zum Reden zu bringen. Das verstoße gegen Verfahrensvorschriften. Das Schwurgericht zog sich unmittelbar nach Verlesung der Anklage zurück, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Nach der Unterbrechung wiesen die Richter die Einwände allerdings als unbegründet ab.
Er soll den fünfjährigen Dano aus niedrigen Beweggründen ermordet haben, nun muss der Hilfsarbeiter lebenslang ins Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft ermittelt trotzdem weiter - wegen des Mordes an einem Mädchen.
Dramatischer Prozessauftakt
Für Jenisas Mutter war die Forderung nach Einstellung des Prozesses zu viel. Die Frau brach im Gerichtssaal zusammen und musste von Sanitätern versorgt werden. Sie wurde anschließend in eine Klinik gebracht.
Angebliches Geständnis im Gefängnis
Ibrahim B. soll Mitgefangenen gestanden haben, dass er sich an der damals achtjährigen Jenisa vergangen und sie anschließend getötet habe. Die Häftlinge gaben der Justiz den Hinweis auf ein Waldstück in Wunstorf bei Hannover. Tatsächlich entdeckten Fahnder dort vor einem Jahr Jenisas Leiche.
B. soll die Nichte seiner damaligen Lebensgefährtin 2007 in sein Auto gelockt haben und mit ihr in den Wald gefahren sein. Er war von Anfang an der Hauptverdächtige, kam aus Mangel an Beweisen seinerzeit aber frei. Erst nachdem er im vergangenen Jahr für den Mord an dem fünfjährigen Dano in Herford verurteilt wurde, rückte er wieder in den Fokus der Ermittler.