Hannover:Haftstrafen für Tod von Kindern durch illegales Autorennen

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Verteidiger Roman von Alvensleben bei dem Prozess um ein illegales Autorennen, bei dem zwei kleine Brüder ums Leben kamen. (Foto: Christina Sticht/dpa)

Bei einem Unfall vor knapp einem Jahr waren zwei Brüder ums Leben gekommen. Ihre Eltern zeigen sich bestürzt über das in ihren Augen zu geringe Strafmaß der verurteilten Autofahrer.

Nach dem Unfalltod von zwei kleinen Kindern infolge eines illegalen Autorennens ist die Hauptangeklagte vom Landgericht Hannover zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihr Kontrahent bei dem verbotenen Rennen im Februar 2022 erhielt eine vierjährige Freiheitsstrafe.

Ursprünglich waren die Frau und der Mann wegen Mordes beziehungsweise Beihilfe zum Mord angeklagt gewesen. "Wir gehen nicht von einem Tötungsvorsatz aus", sagte der Vorsitzende Richter Martin Grote am Tag des Urteils. Die beiden Angeklagten wurden nun wegen eines unerlaubten Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge verurteilt. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.

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Die Strafkammer sah es als erwiesen an, dass die beiden 40-Jährigen mit ihren PS-starken Autos nahe Barsinghausen mit bis zu 180 Kilometern pro Stunde nebeneinanderher gerast waren. Erlaubt war auf der einspurigen Straße Tempo 70. In einer Kurve verlor die Frau die Kontrolle über ihren Wagen, der mit entgegenkommenden Fahrzeugen zusammenprallte. Das Auto einer Familie wurde auf einen Acker geschleudert, die zwei und sechs Jahre alten Kinder auf der Rückbank starben. Die Angeklagten bestritten, sich ein Rennen geliefert zu haben. Sie kannten sich zuvor nicht, sind selbst Eltern und waren freitagnachmittags auf dem Rückweg von der Arbeit.

Die Plädoyers wurden bereits vor Ostern gehalten. Für die angeklagte Polin beantragte die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes. Im Falle einer Verurteilung lediglich wegen eines verbotenen Rennens mit Todesfolge forderte sie eine Strafe von mindestens acht Jahren. Für den mitangeklagten 40-jährigen Deutschen verlangte die Vertreterin der Anklage fünf Jahre Gefängnis unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Bei dem Unfall wurden auch mehrere Menschen verletzt.

Die Verteidigerinnen der Frau baten um eine "milde Bestrafung" der Frau, die auch ihre eigene Familie zerstört habe. Sie sprachen von einem "außer Kontrolle geratenen Überholmanöver". Der Anwalt des Mannes forderte einen Freispruch. Sein Mandant sei vielleicht "zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen. Die Eltern der getöteten Brüder traten im Prozess gegen die Polin und den Deutschen als Nebenkläger auf. "Ich habe mit mindestens zehn Jahren gerechnet", sagte der Vater. "Die kommen nach sechs Jahren raus und können wieder mit ihren Kindern spielen, ich habe mein ganzes Leben meine Kinder verloren." Seine Frau brach in Tränen aus. Der Strafrahmen für unerlaubte Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge liegt zwischen einem und zehn Jahren.

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