Großbritannien:US-Botschafter tritt kulinarische Debatte los

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Frechheit: Da beschwert sich doch tatsächlich der amerikanische Botschafter im Vereinigten Königreich über das berühmte britische Essen. Und bricht damit eine Debatte über britische Nationalgerichte vom Zaun.

Von Christina Waechter

Matthew Barzun ist amerikanischer Botschafter am Court of St James's - und hat mit seinen Äußerungen nicht nur das diplomatische Parkett erschüttert: Dem Mann schmeckt das große britische Nationalgericht Lamm mit Kartoffeln einfach nicht.

In einem Interview mit dem Magazin Tatler antwortete der 47-Jährige auf die Frage, was er auf seiner idealen Dinner-Party servieren würde. "Ich sage Ihnen, was ich nicht servieren würde: Lamm mit Kartoffeln. Seit ich in England bin, habe ich mindestens 180 Mal Lamm mit Kartoffeln gegessen. Es gibt Grenzen und diese Grenzen habe ich hiermit erreicht."

Unkultivierte amerikanische Geschmacksnerven

Mit dieser Aussage hat Barzun britische Köche, Patrioten und patriotische Köche auf die Barrikaden gerufen. Es liege an den unterentwickelten amerikanischen Geschmacksnerven, dass der Mann die britische Nationalspeise so wenig goutiere, behauptete ein Koch - Amerikaner würden immer nur Rindfleisch verzehren und könnten mit dem zarten Geschmack von Lamm einfach nichts anfangen. Andere meinten, seine Schmähung sei offensichtlich Ausdruck seines unkultivierten Wesens. Andere Köche vermuteten, die Abneigung liege nur daran, dass dem armen Mann einfach schlechtes Lamm aufgetischt worden sei und boten sofort an, den Gegenbeweis auf dem Teller zu erbringen.

Bislang ist Barzun in London eher positiv aufgefallen, da er einen eher lockeren Stil pflegt und sich als Fan der britischen Kultur gibt: Er versuchte sich in der Aussprache walisischer Ortsnamen und verkündete, die Regeln der britischen National-Sportart Cricket zu lernen.

Unverstandener britischer Humor

Diese Minimal-Verwerfung auf dem diplomatischen Parkett kommt nur wenige Tage nach einem kleinen Twitter-Vorfall, der sich auf amerikanischem Boden ereignete: Das britische Konsulat in Washington zeigte in einem Tweet das Foto einer Torte, auf der das Weiße Haus aus Zuckerguss abgebildet war. In Erinnerung an die Zerstörung Washingtons durch britische Truppen während des Britisch-Amerikanischen Krieges am 24. August 1814 scherzte das Team der britischen Botschaft, dass einmal mehr das Weiße Haus in Flammen aufgehe - wenn auch diesmal nur durch Wunderkerzen.

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4000 Twitter-Beschwerden später entschuldigte sich die britische Botschaft - wieder per Tweet und lernte dabei: Humor ist, wenn es mal wieder keiner versteht.

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