Vergewaltigung in Baden-Württemberg:Bruder des Opfers gesteht Mord an Vergewaltiger

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Beamte der Kriminalpolizei stehen auf dem Parkplatz, auf dem der mutmaßliche Vergewaltiger getötet wurde. (Foto: dpa)

Nach der Tötung eines mutmaßlichen Vergewaltigers in Neuenburg hat der Bruder des Vergewaltigungsopfers eingeräumt, auf den 27-Jährigen eingestochen zu haben. Auch die anderen Verdächtigen haben sich zu der Tat geäußert.

Immer wieder soll der 17-Jährige auf den mutmaßlichen Vergewaltiger seiner Schwester eingestochen haben; die Gerichtsmedizin zählt 23 Einstiche, einige davon in lebenswichtigen Organen. Im Beisein von zwei anderen Männern hat er laut eigenem Geständnis den Mann auf einem Parkplatz nahe der französischen Grenze umgebracht.

Es handle sich um ein "vorsätzliches Tötungsdelikt", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. Der Jugendliche habe die Tat vom Mittwoch bereits gestanden. Auch die anderen Verdächtigen hätten umfangreiche Angaben gemacht, allerdings widersprächen sich ihre Aussagen "in erheblichem Umfang".

Der 17-Jährige wurde noch am Abend der Tat gefasst. Sein 21 Jahre alter Komplize war "total erschüttert" und vertraute sich seinen Eltern an, wie ein Polizeisprecher am Freitag berichtet. Wenig später holten Beamte den Sohn ab, fassten auch den 17-jährigen Hauptverdächtigen und dessen 48 Jahre alten Vater, der ebenfalls am Tatort war. Ein vierter Mann wurde zunächst ebenfalls festgenommen, kam dann aber wieder auf freien Fuß.

"Sehr große Wut"

Das Trio sitzt nun wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord in Untersuchungshaft. Der Leitende Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer sagte zu den Hintergründen der Tat: "Das einzige, was wir zum Motiv haben, ist die Aussage des 17-Jährigen, dass er die Vergewaltigung seiner Schwester nicht akzeptieren konnte, dass er eine sehr große Wut verspürt hat."

Die Familie habe ausgesagt, dass sie den jungen Mann von seinen Rachegedanken abbringen wollte. "Nach ihren Angaben haben sie versucht, auf den Jungen beschwichtigend einzuwirken und erklärt, dass sich die Polizei um die Sache kümmern muss." Wie diese Aussage zu der Tatsache passt, dass der Vater am Tatort war, muss die Polizei noch klären - so wie etliche weitere Widersprüche in den umfangreichen Geständnissen. Bislang geht die Polizei davon aus, dass es nur eine Tatwaffe gibt und wohl nur der 17-Jährige zugestochen hat.

Fest steht, dass sich die jüngeren Tatbeteiligten kannten. Sie sind alle in Südbaden aufgewachsen. Die 26 Jahre alte Frau und ihr mutmaßliche Vergewaltiger kannten sich aus der Schule. Zudem sind die jungen Erwachsenen über soziale Netzwerke in Kontakt. Über diesen Weg kam auch der Kontakt des 17-Jährigen zu seinem späteren Opfer zustande. Als der mutmaßliche Vergewaltiger über WhatsApp nach etwas Hasch fragt, verabredete sich der Teenager mit ihm.

Zweifel an der Arbeit der Polizei

Der 27-Jährige war der Polizei mehrfach wegen Diebstählen aufgefallen und war auch vorbestraft. Sexualdelikte wurden ihm bislang nicht zur Last gelegt. Ob er die Frau vergewaltigt hat, wird nicht mehr verhandelt werden. "Aber es gab einen hinreichenden Tatverdacht", stellt der Staatsanwalt klar.

Wie nach jeder Lynchjustiz wird am Rande auch die Arbeit der Polizei infrage gestellt. War sie im Vergewaltigungsfall zu lax? Hätte sie nach dem Haftbefehl öffentlich nach dem Täter fahnden sollen? Michael Granzow verteidigt die verdeckten Ermittlungen. "Wir wollten das Opfer schützen." Außerdem hatte der Verdächtige keinen festen Wohnsitz. "Bei einem öffentlichen Fahndungsaufruf hätte er schnell untertauchen können."

© Süddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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