Germanwings Flug 4U9525:Was wir über den Copiloten wissen

Lesezeit: 2 min

  • Nach jetzigem Stand brachte der Copilot der Maschine den Airbus A320 in den französischen Alpen absichtlich zum Absturz.
  • Der junge Pilot war seit Herbst 2013 für Germanwings tätig und hat nach Unternehmensangaben 630 Flugstunden absolviert.
  • Er lebte mit seinen Eltern im rheinland-pfälzischen Montabaur.

Wer war der Mann, der - nach allem was man bislang weiß - 150 Menschen in den Tod riss? Die Staatsanwaltschaft spricht davon, dass der Copilot Andreas L. zwei vorsätzliche Handlungen vorgenommen habe, die zum Absturz des Airbus geführt hätten: Zum einen habe L. seinem Kollegen - einem sehr erfahrenen Kapitän - absichtlich den Zugang zur Kabine verwehrt. Zum anderen habe er anschließend bewusst den Sinkflug eingeleitet.

Andreas L. war 27 Jahre alt und seit September 2013 als Pilot für Germanwings tätig, wie eine Lufthansa-Sprecherin schon am Donnerstagmorgen bestätigte. An der Verkehrsfliegerschule des Mutterkonzerns Lufthansa in Bremen wurde er zum Piloten ausgebildet. Vor seiner Pilotenausbildung hatte er während einer Wartezeit als Flugbegleiter gearbeitet, wie die Lufthansa mitteilte.

Nach Angaben von Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr unterbrach Andreas L. seine Ausbildung für mehrere Monate. Das sei aber nicht unüblich, sagte Spohr. Zu den Gründen für die Unterbrechung dürfe er keine Auskunft geben. Andreas L. hat 630 Flugstunden absolviert.

Er sei "100-prozentig" in der Lage gewesen, die Maschine allein zu steuern, sagt der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin. Er habe alle nötigen Flugscheine, Berechtigungen und die erforderliche Flugerfahrung vorweisen können.

Warum der Mann die Maschine zum Absturz brachte, ist noch völlig unklar. Es gebe derzeit keinen Hinweis auf einen Terrorakt, sagt Staatsanwalt Robin. Nach seinen Angaben stand der Mann auf keiner Terrorliste. Allerdings kursieren im Netz bereits offenbar gefälschte Social-Media-Profile des Mannes.

"Ein netter junger Mann"

Der junge Copilot lebte gemeinsam mit seinen Eltern in Montabaur und hatte außerdem einen Wohnsitz in Düsseldorf. Diese flogen gemeinsam mit anderen Angehörigen nach Marseille, wurden dort allerdings von den anderen Familien abgeschirmt. Schon 2011 ging er bei einem Halbmarathon des Lufthansakonzerns an den Start. Andreas L., Startnummer 500 landete auf Platz 1510, Endzeit 1:48:48. Ende 2013 war L. auch unter den 1309 Startern des Münz-Silvesterlaufs in seinem Heimatort Montabaur.

Der Luftsportclub Westerwald, in dem L. aktiv war, veröffentlichte vor Bekanntwerden der Ermittlungsergebnisse eine Kondolenzmitteilung auf seiner Seite: "Als Jugendlicher wurde Andreas Mitglied im Verein, er wollte seinen Traum, das Fliegen, verwirklicht sehen", hieß es dort.

Schon als Teenager erwarb L. in dem Verein seinen ersten Flugschein - für Segelflieger. Am Donnerstagnachmittag äußerte sich ein langjähriges Klubmitglied vor Journalisten. Peter Rücker sagte, L. sei ein netter junger Mann gewesen, "lustig und vielleicht manchmal ein bisschen ruhig". Er sei im Verein beliebt und gut integriert gewesen, wo er immer Spaß gehabt habe. Er habe Freunde gehabt und sei kein Einzelgänger gewesen. Er traue es Andreas L. nicht zu, das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht zu haben, fügte Rücker hinzu. "Ich bin einfach nur sprachlos. Ich habe keine Erklärung dafür", sagte Rücker.

Der Vorsitzende des Vereins, Klaus Radke, sagte, Andreas L. sei ein ganz normaler junger Mann gewesen. Im vergangenen Jahr sei er gekommen, um seine Fluglizenz zu erneuern. "Er war ein netter junger Mann."

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: