Bankautomaten:Der große Knall

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Die Reste eines Geldautomaten nach einer Sprengung in Blankenburg, Sachsen-Anhalt. (Foto: Matthias Bein/dpa)
  • Das Bundeskriminalamt rechnet für 2018 mit einem Höchststand von mehr als 300 erfolgreichen oder versuchten Geldautomaten-Sprengungen.
  • 2008 waren es nur 33 Fälle.
  • Bei den meisten Verdächtigen handelt es sich um reisende Täter aus dem europäischen Ausland.

Im ausklingenden Jahr 2018 verging kaum eine Woche, in der nicht irgendwo in Deutschland ein Geldautomat in die Luft flog. Die Vorgehensweise der Täter ist immer ähnlich: Erst suchen sie nach einem Automaten, der günstig liegt. Nah an der Autobahn oder an einer Bundesstraße, mit vielen Fluchtoptionen. Dann benutzen sie ein Gasgemisch, dessen Sprengkraft nur schwer zu kontrollieren ist. Viele Täter sind in Banden organisiert, arbeitsteilig und hoch professionell.

Nach einem leichten Rückgang von 2016 auf 2017 rechnet das Bundeskriminalamt (BKA) im Jahr 2018 mit einem neuen Höchststand von etwa 350 erfolgreichen oder versuchten Automatensprengungen. Die meisten Delikte wurden der Prognose nach in Nordrhein-Westfalen verübt, gefolgt von Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz sowie Berlin. 2008 zählte das BKA noch 33 Fälle, davon 14 Versuche.

Viele Vorfälle gehen glimpflich aus, aber: "Die Gefährdung ist immens", sagt Jörg Reinemer mit Blick auf die schwer einzuschätzenden Folgen der Detonation. Er ist Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen. Das Risiko betreffe vor allem die Täter, in Einzelfällen aber auch unbeteiligte Dritte. Wie viel Beute die Diebe im Durchschnitt machen, dazu hat das BKA bisher keine Zahlen veröffentlicht. Es handelt sich einem BKA-Bericht zufolge aber um teils "beträchtliche Geldbeträge".

"Oft verläuft die Sprengung nicht wie erhofft", sagt Reinemer. Dann reicht die Kraft nicht, um den Automaten aufzuknacken. Oder die Wucht der Detonation ist so groß, dass nicht nur der Automat zerstört wird, sondern auch Teile des Gebäudes, in dem er steht. "Die durch Straftaten verursachten Sachschäden übersteigen die Beuteschäden in vielen Fällen deutlich", heißt es im Bundeslagebericht "Angriffe auf Geldautomaten" für 2017. Genaue Zahlen werden aber nicht genannt.

Auch die Banken haben investiert, um es den Tätern schwerer zu machen: In einigen Automaten stecken Gasdetektoren und die Geldkassetten sind besser gesichert; werden sie aufgebrochen, spritzt Tinte auf die Geldscheine, die nicht abzuwaschen ist. Ein System, das auch immer öfter in Fahrkartenautomaten eingebaut wird.

Die Diebe nehmen laut BKA oft weite Wege in Kauf, um ihre Taten zu begehen: Bei den meisten Verdächtigen handelt es sich um reisende Täter aus dem europäischen Ausland. Das erschwere die Ermittlungen. Ein anderes Problem: Durch die Explosionen werden häufig Spuren vernichtet, die zur Aufklärung beitragen könnten.

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