Gedenken an die Opfer der Breivik-Attentate:Besuch in der Hölle

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Abgeschottet von der Außenwelt - so wird Anders Breivik auch die kommenden vier Wochen verbringen. Ein Gericht hat die Isolationshaft für den norwegischen Massenmörder am Freitag verlängert. Während der Attentäter in Oslo vor den Richter tritt, besuchen etwa 500 Angehörige der Opfer des Massakers von Utøya das kleine Eiland. Auch die Überlebenden zieht es zurück an den Ort des Schreckens.

Am vergangenen Samstag ist Anders Breivik nach Utøya zurückgekehrt, wo er vor vier Wochen ein Blutbad anrichtete. Bei einem Rundgang über die nur 0,12 Quadratkilometer große Insel im Tyrifjord rekonstruierte er für die Ermittler den Tathergang. Nicht einmal eine Woche später setzen nun erneut Boote zu dem verwaisten Eiland hinüber: Die Angehörigen der Opfer besuchen den Ort, an dem ihre Verwandten am 22. Juli auf schreckliche Weise ihr Leben verloren.

Eine Fähre und ein Militärschiff brachten die etwa 500 Angehörigen der Opfer des Attentäters Anders Breivik auf die Insel Utøya. Der Besuch auf dem kleinen norwegischen Eiland, auf dem Breivik am 22. Juli mehr als 60 Menschen erschossen hat, soll den Hinterbliebenen bei der Trauerbewältigung helfen. (Foto: REUTERS)

Die 40 Kilometer von der Hauptstadt Oslo entfernte Insel wurde am Freitagmittag für die Familien und Freunde der 69 überwiegend jugendlichen Todesopfer geöffnet. Etwa 500 Angehörige wollen den Ort mit eigenen Augen sehen, an dem der Attentäter die Teilnehmer eines Jugendcamps der regierenden Arbeiterpartei erschossen hatte.

Die Spuren des Blutbads wurden beseitigt

Seit der Schießerei wurde Utøya von Hunderten Patronenhülsen gesäubert, die Spuren des Blutbads wurden beseitigt. Den Besuch der Angehörigen hat der norwegische Zivilschutz organisiert. Für die Trauernden stehen Psychologen, Pastoren und Imame bereit. Auch die Polizei ist vor Ort, um mögliche Fragen der Angehörigen zu beantworten.

In Norwegen beginnen an diesem Freitag dreitägige Trauerfeiern. Am Samstag wollen auch die Überlebenden des Massakers an den Tatort zurückkehren, um das Erlebte zu verarbeiten. Am Sonntag ist eine Gedenkzeremonie in Oslo geplant, mit Vertretern der Regierung, des norwegischen Königshauses sowie Familien der Opfer, Überlebenden und Rettungskräften.

Der 32-jährige Breivik hat gestanden, am 22. Juli im Osloer Regierungsviertel eine Bombe gezündet und anschließend das Massaker auf Utøya begangen zu haben. Bei den Anschlägen kamen insgesamt 77 Menschen ums Leben. Das letzte Opfer wurde am Donnerstag beerdigt.

Breivik musste ebenfalls an diesem Freitag ein zweites Mal vor Gericht erscheinen. Bei der Anhörung hinter verschlossenen Türen hat der Richter die Isolationshaft für den Attentäter um weitere vier Wochen verlängert.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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