Frankfurt:"Jede Bombe muss so behandelt werden, als wäre sie die erste"

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Bombenfund in Frankfurt: Unter einem blauen Zelt liegt die englische Luftmine, die am Sonntag entschärft wird. (Foto: dpa)
  • Mehr als 60 000 Menschen müssen wegen der Entschärfung einer Weltkriegsbombe im Frankfurter Westend am Sonntag ihre Wohnungen räumen.
  • Darunter sind auch 6000 bis 6500 pflegebedürftige Personen, die sich nicht selbst um ihren Transport kümmern können. Sie werden in Hallen untergebracht.
  • Auch die Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes sind nervös - auch sie hätten eine solche Bombe noch nicht entschärft.

In Deutschland werden fast täglich Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. In diesem speziellen Fall ist aber selbst der Kampfmittelräumdienst nervös: Am Sonntag muss im Frankfurter Westend eine 1,8-Tonnen schwere Bombe entschärft werden. René Bennert vom Kampfmittelräumdienst sagte auf einer Pressekonferenz, auch die Spezialisten selbst hätten solch eine Bombe noch nicht entschärft. Natürlich seien sie nervös und aufgeregt. "Jede Bombe muss so behandelt werden, als wäre sie die erste", sagte er und forderte die Bewohner zur Disziplin auf: "Diese Fläche muss menschenleer sein."

Mehr als 60 000 Menschen müssen wegen der Entschärfung am Sonntag in Sicherheit gebracht werden. Im Idealfall würden sie bereits am Samstagabend die Gebäude evakuieren, sagte der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill. Die Räumung des abgesperrten Areals beginnt am Sonntagmorgen um 6 Uhr, bis 8 Uhr sollen alle Personen ihre Wohnungen verlassen haben. Anschließend durchkämmen die Beamten den Bereich, die Behörden vermuten, dass das etwa vier Stunden dauert. Die anschließende Entschärfung soll ebenfalls etwa vier Stunden andauern. Bis etwa 20 Uhr könnten die Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.

Es sei nicht möglich, am Sonntag auf eigene Gefahr in den Wohnungen zu bleiben - die Polizeibeamten prüfen nach acht Uhr am Morgen jedes Haus und würden zur Not auch "Zwangsmaßnahmen durchführen", um sicherzustellen, dass das Areal zur Bombenentschärfung menschenleer ist, so Bereswill.

Am Dienstag war die 1,8-Tonnen schwere englische Luftmine mit der Bezeichnung HC-4000 auf einer Baustelle im Frankfurter Westend in der Nähe des Uni-Campus gefunden worden. Die Bombe - zwei Meter lang und mit einem Durchmesser von 76 Zentimetern - sei nicht mehr ganz vollständig, teilte die Polizei mit. In ihr werden 1,4 Tonnen Sprengstoff TNT vermutet.

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Die Umgebung wird in einem Radius von 1,5 Kilometern abgesperrt. Den Behörden zufolge sind unter den Betroffenen etwa 6000 bis 6500 Personen, die sich nicht selbst verpflegen oder selbstständig aus dem Gefahrengebiet entfernen können. Ihr Transport und ihre Unterbringung seien bereits gesichert, sie werden in mehreren Hallen, unter anderem der Frankfurter Messe, untergebracht.

Die Sprecher von Polizei, Ordnungsamt und Kampfmittelräumdienst betonten mehrmals, sie appellierten an den gesunden Menschenverstand der Bewohner und Betroffenen, ihre Wohnungen wirklich zum angegebenen Zeitpunkt zu verlassen. Die Bombe habe enorme Sprengkraft.

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