Fotos der First Lady:Ihre Hoheit möchte nur in gutem Licht erscheinen

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Fotos wie dieses kommen immer gut an: Melania Trump spricht mit Kindern in einem Krankenhaus in Paris. Das Bild entstand im Juli 2017. (Foto: Aurelien Meunier/Getty Images)

Melania Trump hat für Bilder von einer großen Fotoagentur eine Summe im sechsstelligen Bereich kassiert. Versehen wurden die Aufnahmen mit dem Hinweis, sie dürften "nur positive Berichterstattung" illustrieren.

Von Alan Cassidy, Washington

Man hat viele dieser Bilder schon einmal gesehen, auch auf Titelseiten von großen Magazinen wie Vanity Fair oder Marie Claire: Donald Trump, der auf einem goldenen Sessel im Trump Tower sitzt und in die Kamera lächelt, seine Gattin Melania Trump, die im zartrosa Kleid schräg hinter ihm steht, die Hand auf die Sessellehne gestützt. Neben dem Paar reitet Sohn Barron in einem schicken Kinderanzug auf einem überdimensionierten Plüschlöwen. Dicker Teppich liegt auf dem Boden, und hinter der Familie geht der Blick aus dem goldgerahmten Fenster auf die Kulisse von New York City. Die Trumps, wie sie sich gerne sehen: modernes, sehr amerikanisches Königtum.

Mehr als 180 solcher und ähnlicher Aufnahmen hat die belgische Fotografin Régine Mahaux von Melania und ihrer Familie gemacht, entstanden sind sie zwischen 2010 und 2016, bevor Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wurde. Für Melania Trump sind die Bilder seither zu einem einträglichen Nebenverdienst geworden: Zwischen 100 000 und einer Million Dollar verdiente die heutige First Lady alleine im vergangenen Jahr mit Lizenzgebühren, wie aus dem Rechenschaftsbericht hervorgeht, in dem das Weiße Haus die finanziellen Angelegenheiten der Präsidentenfamilie offenlegen musste.

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"Positive stories only"

Melania war vor Trumps Wahl als Model tätig, und dass Prominente mit ihren Bildern Geld verdienen, kommt immer wieder vor - allerdings weniger, wenn der oder die Prominente im Weißen Haus sitzt. Noch schwieriger ist dagegen die Rolle, die die Bildagentur Getty bei der Verbreitung der Aufnahmen hat. Der genaue Inhalt der Vereinbarung von Melania Trump mit Getty ist zwar nicht bekannt - doch die Agentur hat sich für den exklusiven Erwerb der Rechte offenbar auf die Bedingung eingelassen, dass sie die Bilder nur weitergibt, wenn diese im Rahmen einer "positiven Berichterstattung" verwendet werden, wie NBC News nun herausgefunden haben will. Der Hinweis "positive stories only" ist beispielsweise beim berühmten Bild der Familie Trump mit dem Plüschlöwen im New Yorker Turm als Verweis im Kleingedruckten zu finden.

In den USA sind solche Deals noch verpönter als anderswo - zumal Getty selbst sich in seinen Richtlinien dazu verpflichtet, den journalistischen Prinzipien der Branche zu folgen. Nach diesen ist es nicht zulässig, Geld an das Subjekt der Berichterstattung zu bezahlen, auch wenn es sich dabei um eine Bildgeschichte handelt. Vor allem aber wollen sich die meisten Agenturen nicht vorschreiben lassen, in welchem Kontext sie Bilder zugänglich machen. Man setze sich für eine "faire und unvoreingenommene Berichterstattung" ein, schreibt Getty in seinen Richtlinien. Das ist natürlich nicht dasselbe wie die "positive Berichterstattung", die Melania Trump offenbar im Sinn hatte. Einen Kommentar lehnte Getty auf Anfrage von NBC mit Verweis auf die vertrauliche Natur des Vertrags mit Trump ab.

Möglich, dass Melania Trump karitative Projekte unterstützt

Auch eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung ließ die Agentur unbeantwortet.

Die ganze Sache betrifft alle Medien, die Getty die Bilder trotz dieser Auflage - ob wissentlich oder nicht - abgekauft haben. Und das waren einige: Neben Vanity Fair und Marie Claire zeigten unter anderen die Daily Mail, der Houston Chronicle und NBC News selbst manche der Aufnahmen - auch die Süddeutsche Zeitung. Viele Medienhäuser löschten die Bilder von ihren Websites, nachdem sie von den NBC-Journalisten kontaktiert wurden, oder sie gaben an, sie hätten von der Bedingung der positiven Berichterstattung nichts gewusst, wie auch nicht davon, dass ein Teil der Lizenzgebühren an Melania Trump flossen. Auch der SZ war diese Bedingung nicht bekannt.

Melania Trump ist übrigens nicht die erste First Lady, die aus dem Weißen Haus heraus Geld verdient. Andere Präsidentengattinnen schrieben Bücher, die sich teils sehr gut verkauften, spendeten die Einnahmen aber an Wohltätigkeitsorganisationen, etwa Laura Bush, oder auch Michelle Obama. Karen Pence, die Frau des Vizepräsidenten Mike Pence, landete Anfang des Jahres einen Kinderbuch-Bestseller, die Erlöse spendete sie an ein Kinderhospital in Indiana und an eine Organisation, die sich um Opfer von Menschenhandel kümmert. Möglich, dass auch Melania Trump mit dem Geld aus den Fotos karitative Projekte unterstützt. Überprüfen lässt sich das nicht: Noch immer halten die Trumps ihre Steuererklärung unter Verschluss.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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