Fotografie:Unter Affen

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Einmal im Jahr werden die besten Tier- und Landschaftsbilder im Wettbewerb "Wildlife Photographer of the Year" gekürt. Unter den Gewinnern ist der Amerikaner Tim Laman.

Von Titus Arnu

Orang-Utans haben es nicht leicht. Ihr Lebensraum in Südostasien wird zur Holzgewinnung und für neue Palmöl-Plantagen gerodet, und ein weiterer Grund für ihre Gefährdung ist der Handel mit Orang-Utan-Babys. Um die Jungtiere zu erbeuten, erschießen Wilderer deren Mütter. Die Jungen sterben dann oft später in Gefangenschaft am Stress, den das traumatische Erlebnis bei ihnen ausgelöst hat.

Was auf dem Foto aussieht wie ein lustiger Kindergartenausflug, ist also in Wirklichkeit eine bedrückende Szene aus einem Orang-Utan-Rettungszentrum in Ketapang, Indonesien. Die ein bis zwei Jahre alten Affen sind allesamt Waisen, ihre Eltern kamen bei Brandrodungen ums Leben. Der amerikanische Fotograf Tim Laman, der seit Jahren die Situation der Orang-Utans dokumentiert, wurde in London für seine Arbeit gerade mit dem Preis "Wildlife Photographer of the Year 2016" ausgezeichnet. Die Jury wählte unter 42 000 Einsendungen aus 95 Ländern Sieger in 20 Kategorien aus. Darunter sind spektakuläre Aufnahmen von einem Leoparden, der durch eine Stadt streift, aber auch vermeintlich unscheinbare Motive wie die Silhouette eines Raben, der im Mondlicht auf einem kahlen Baum sitzt - dieses Foto stammt vom 16-jährigen Gideon Knight, der damit den Titel "Young Wildlife Photographer of the Year" gewann.

Tim Laman betreibt bei seinen Einsätzen für National Geographic und andere Magazine einen riesigen Aufwand, um den Orang-Utans möglichst nahe zu kommen. Für eine Aufnahme, die einen der Menschenaffen beim Klettern an einem 30 Meter hohen Stamm zeigt, kraxelte Laman selbst drei Tage lang angeseilt auf dem Baum herum. Er brachte an Ästen mehrere Go-Pro-Kameras an, die er mit Fernauslösern bedienen konnte, um die Tiere nicht mehr als nötig zu stören.

"Wir müssen den Lebensraum der Orang-Utans und die Tiere beschützen. Jetzt!"

"Wenn wir eine Menschenaffenart retten wollen, die über ein gewaltiges kulturelles Wissen verfügt, wie man im Regenwald überlebt, dann müssen wir den Lebensraum der Orang-Utans und die Tiere beschützen. Jetzt!" sagt Tim Laman. Seine Affen-Fotos sind zusammen mit 99 anderen prämierten Aufnahmen, darunter Landschafts-, Tier- und Unterwasserbilder, im Natural History Museum in London zu sehen. Anschließend tourt die Ausstellung durch Großbritannien, Spanien, Kanada, die USA und Deutschland. Der Knesebeck-Verlag veröffentlicht dazu ein Portfolio der besten Bilder.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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