"Er hat sich gerechtfertigt und gelogen"
Im Prozess gegen die Besatzung der im April untergegangenen südkoreanischen Fähre Sewol hat die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe für den Kapitän gefordert. Drei weitere ranghohe Besatzungsmitglieder sollen nach dem Willen der Anklage lebenslang in Haft.
Sie hätten Schiff und Passagiere im Stich gelassen, hieß es zur Begründung. Und über den Kapitän: Er trage die volle Verantwortung für die Katastrophe. "Er hat sich gerechtfertigt und gelogen. Er hat kein Bedauern gezeigt (...) und daher fordern wir die Todesstrafe." Elf weitere Besatzungsmitglieder sollen Haftstrafen von 15 bis 30 Jahren erhalten, forderte die Anklage.
Urteile wohl im November
Die Sewol war am 16. April mit 476 Menschen an Bord vor Südkorea gekentert, etwa 300 Menschen starben. Unter ihnen 250 Schüler. Noch immer gelten zehn Menschen als vermisst. Der Prozess vor dem Bezirksgericht in Gwangju läuft seit Juni, die Urteile sollen im November verkündet werden.
In Südkorea sitzen nach Angaben des Justizministerium 58 Menschen in Todeszellen. Die Todesstrafe wurde seit 1997 nicht mehr vollstreckt.
Das wird der Besatzung vorgeworfen
Neben dem Kapitän der Fähre sind drei weitere Crewmitglieder wegen des Vorwurfs der vorsätzlichen Tötung in einem besonders schweren Fall angeklagt. Elf weitere Besatzungsmitglieder müssen sich wegen Fahrlässigkeit verantworten.
Der 69-jährige Kapitän Lee und seine Crew sollen die Passagiere auf dem sinkenden Schiff angewiesen haben, zu bleiben, wo sie waren - fast eine Stunde lang harrten die Passagiere in ihren Kabinen oder auf ihren Sitzen aus. Die Schiffsführung war unter den Ersten, die sich in Sicherheit gebracht hatte, während Hunderte Menschen noch festsaßen.
Der Kapitän hatte zuletzt Fehler zugegeben. So räumte er ein, einen zu unerfahrenen Steuermann mit der Aufgabe alleingelassen zu haben, das Schiff durch einen für starke Unterströmungen bekannten Kanal zu steuern. Zugleich wies Lee Vorwürfe zurück, er habe zum Zeitpunkt des Unglücks auf seinem Handy Spiele gespielt.
Auch Manager stehen vor Gericht
Einem Anfang Juli veröffentlichten Bericht zufolge führten Inkompetenz, Behördenversagen, Korruption und Geldgier zu der Katastrophe. Die Manager der Reederei müssen sich in einem getrennten Verfahren verantworten, weil sie die Fähre aus Profitgier regelmäßig überladen haben sollen.