Essen und Gelsenkirchen:Verbrechen nach Plan

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  • Mehrere Schülerinnen sollen vergewaltigt worden sein, von einer Gruppe junger Männer.
  • Die Taten ereigneten sich in den vergangenen Wochen in Essen und Gelsenkirchen.
  • Drei Verdächtige sitzen bereits in Untersuchungshaft. Ein 16-jähriger Beschuldigter befindet sich auf freiem Fuß, nach einem weiteren sucht die Polizei mit einem Fahndungsfoto.

Von Oliver Klasen

"Es sind besonders abscheuliche und brutale Taten, über die wir selten berichten müssen." Das sagte der Essener Polizeisprecher Lars Lindemann, als er die Öffentlichkeit über mehrere Verbrechen informierte, die sich in den vergangenen Monaten im Ruhrgebiet ereignet haben sollen. Mehrere Schülerinnen sollen vergewaltigt worden sein, von einer Gruppe junger Männer.

Die Vorgehensweise sei stets ähnlich gewesen: Einer der Männer sei vorgeschickt worden, habe sich mit dem jeweiligen Opfer getroffen und es zu einer Autofahrt überredet. Unterwegs seien die anderen Täter eingestiegen. Gemeinsam sei man an einen abgelegenen Ort gefahren, wo die Mädchen keine Chance hatten, Hilfe zu holen. Außerdem hätten die Männer den Frauen das Handy abgenommen.

Die Polizei ermittelt wegen Vergewaltigung, versuchter Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Die Verdächtigen äußern sich bisher nicht zu den Vorwürfen. Sie sollen ihre Opfer "über das eigene soziale Umfeld" kennengelernt haben, wie eine Polizeisprecherin sagte. Auch soziale Netzwerke spielten eine Rolle. In Chats hätten die Verdächtigen ihre Taten vorbereitet und abgesprochen. Außerdem seien die Opfer im Internet verhöhnt worden.

Fünf Verdächtige gibt es, der älteste ist 23, der jüngste erst 16 Jahre alt. Drei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Einer ist der Polizei bekannt, aber derzeit noch auf freiem Fuß, es besteht keine Fluchtgefahr, sagen die Ermittler. Ein 18-Jähriger ist möglicherweise untergetaucht. Die Polizei sucht mit einem Fahndungsfoto nach ihm.

Einer der Täter konnte sehr rasch festgenommen werden

Auf die Spur der Männer kamen die Ermittler, weil jeweils am Tag nach dem mutmaßlichen Verbrechen zwei der Mädchen zur Polizei gingen. Die Anzeigen gingen unabhängig voneinander bei zwei verschiedenen Dienststellen ein, doch die Polizisten glichen die Aussagen ab. Die Auswertung von Handy-Chats führte zu weiteren möglichen Taten und auch zu weiteren Betroffenen. Schnell war klar: Es handelt sich um eine Serie von Vergewaltigungen, die von immer derselben Tätergruppe verübt wurde.

Einer der Täter konnte sehr rasch festgenommen werden. Was die Polizei besonders schockiert: Noch am selben Abend zogen die anderen Männer erneut los und suchten sich ein weiteres Opfer. "Mit einer so dreisten Vorgehensweise konnten wir nicht rechnen", sagt die Essener Oberstaatsanwältin Anette Milk.

Die Tatorte liegen in Essen und Gelsenkirchen, die Vergewaltigungen sollen sich zwischen November vergangenen Jahres und Januar dieses Jahres ereignet haben. Die Polizei geht von mindestens sechs betroffenen Frauen aus, hält es aber für möglich, dass es noch weitere Fälle gibt. Die Ermittler rufen deshalb dringend weitere mögliche Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Angaben über die Täter zu machen.

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