Ermittler fälschen Facebookprofil:US-Regierung zahlt unfreiwilligem Lockvogel Entschädigung

Lesezeit: 1 min

  • Eine Frau in den USA hat die Drug Enforcement Administration verklagt, weil Ermittler ihre Identität für ein gefälschtes Facebookprofil genutzt hatten.
  • Offenbar sollten damit Drogendealer angelockt werden. Nun bekommt die Frau 134 000 Dollar Entschädigung.

Lockvogel verklagt Agent

Die US-Regierung zahlt einer Frau 134 000 Dollar (etwa 115 000 Euro), weil sie für ein gefälschtes Facebookprofil deren Identität benutzt hat. Das geht nach Berichten von US-Medien aus Gerichtsdokumenten hervor.

Sondra Arquiett hatte die Drug Enforcement Administration (DEA) vor einigen Monaten verklagt, nachdem ein Agent für Ermittlungen die gefälschte Seite erstellt und sie als Lockvogel benutzt hatte. Vier Jahre war das Facebookprofil der jungen Frau - braune Haare, wohnhaft in New York, Mutter eines Sohnes - online. Darauf war etwa ein Foto von ihr mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Nichte zu sehen. Ein anderes Bild zeigte die Frau in Hotpants auf der Motorhaube eines BMW.

Ermittler wollten offenbar Drogendealer anlocken

Die DEA ist eine dem Justizministerium unterstellte Strafverfolgungsbehörde, die sich um Drogenhandel kümmert. Offenbar sollte das gefälschte Profil dazu dienen, Drogendealern eine Falle zu stellen. Mindestens ein Mitglied eines Drogenrings sei darüber kontaktiert worden, heißt es in einem Bericht.

Das Justizministerium hatte zunächst das Vorgehen des Drogenfahnders verteidigt und erklärt, die Frau habe der Verwendung ihrer Daten implizit zugestimmt. Diese seien auf ihrem Handy gewesen, als sie 2010 mit einem Drogendealer liiert und wegen Kokainbesitzes festgenommen worden war.

Sondra Arquiett hatte damals mit der Polizei kooperiert und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Der DEA stellte sie ihr Mobiltelefon und die darauf gespeicherten Informationen zur Verfügung. Während sie auf ihr Urteil wartete, soll der Agent das Fake-Profil ins Netz gestellt haben. Nachdem erste Medien über den Fall berichtet hatten, gab das Justizministerium bekannt, dass man diese Ermittlungspraxis überprüfen wolle.

Facebook löscht Profil

Die Frau hatte ursprünglich vor Gericht 750 000 Dollar wegen der Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte gefordert. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP schließt der jetzt vereinbarte Gerichtsdeal nicht aus, dass die DEA solche Taktiken auch in Zukunft weiter nutzt. Ein Sprecher sagte allerdings, das Justizministerium habe sich mit den Strafverfolgungsbehörden zusammengesetzt, um "die Notwendigkeit des Schutzes der Privatsphäre und die Sicherheit Dritter bei Ermittlungen" zu verdeutlichen.

Der Fall hatte auch bei Aktivisten für Aufsehen gesorgt. Facebook sprach in einem Brief an die Drug Enforcement Administration von einem "schwerwiegenden Verstoß" gegen die Nutzungsrichtlinien des sozialen Netzwerks. Man habe den Behörden nicht genehmigt, gefälschte Profile anzulegen. Das Profil von Sondra Arquiett hat Facebook inzwischen gelöscht.

© SZ.de/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: