Erdrutsch in Thüringen:Loch im Ort

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Ein gewaltiger Erdrutsch überraschte die Anwohner im thüringischen Schmalkalden im Schlaf. In einem Wohngebiet klafft jetzt ein riesiges Loch. Garagen drohen in den Krater zu rutschen.

Christiane Kohl

Nachts gegen drei Uhr wurde Wolfgang Peters von ungewöhnlichen Geräuschen geweckt. "Zuerst hörte ich das Rauschen von Wasser, dann klang es, als würden ein Dutzend Kieslaster abgekippt", berichtete Peters später der Thüringer Allgemeinen. Kurz darauf, in der Nacht von Sonntag auf Montag, sackte vor seinen Augen die Erde ab.

Krater von Schmalkalden
:Ein Loch im Loch

Am Krater von Schmalkalden ist die Erde wieder in Bewegung. Geologen geben jedoch Entwarnung. Am Krater von Schmalkalden ist die Erde wieder in Bewegung. Geologen geben jedoch Entwarnung.

Am Montagmorgen wurde dann die ganze Katastrophe in Schmalkalden offenbar: Mitten in einem Wohngebiet der traditionsreichen Fachwerkstadt in Thüringen hatte sich ein riesiges Loch im Erdboden gebildet - etwa 40 Meter lang und 30 Meter breit, der Krater klaffte gleich neben dem Haus von Peters. Fünf Häuser mussten evakuiert werden, die 25 Bewohner wurden ausquartiert, unterdessen war ein Auto in das Erdloch gefallen.

Politiker und Experten besichtigten das Erdloch. derweil rutschte die Erde weiter: Just als sich der thüringische Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) den Schaden besah, brach ein weiteres Stück vom Erdboden ab. Rund 20 Meter tief ist der Krater, nach Expertenschätzung sackten etwa 12 000 Kubikmeter Erde ab.

Wasserrohre wurden abgerissen, Strom- und Gasleitungen unterbrochen sowie eine Starkstromleitung zerstört; für das betreffende Wohngebiet musste der Strom abgeschaltet werden.

Am Montag zeigten sich dann in den Häusern nahe des Erdkraters schwere Risse, Teile von Garagen rutschten in die Tiefe. Auch auf der Straße, von der ein Teilstück verschwunden war, wurden neue Risse entdeckt, weshalb die Polizei immer größere Sicherheitskreise um den Krater ziehen musste.

Die Ursache des Unglücks war zunächst ungeklärt. Zwar kommen in Thüringen immer mal wieder Erdstöße vor, erst Anfang März war in Nordhausen ein Erdloch aufgebrochen und hatte einen LKW samt Fahrer in die Tiefe gerissen. Meist sind solche Erdrutsche jedoch die Folge von früheren Bergbautätigkeiten, Schmalkalden aber liegt nicht im Bergbaugebiet.

Gerüchten, wonach ein ehemaliger Bunker den Erdstoß verursacht haben könnte, trat ein Geologe entgegen: Eher schon, so die Theorie von Volker Morgenroth, könne eine geologische Ursache in Frage kommen.

Schmalkalden sei auf Dolomit-Gestein gebaut, das teilweise in tieferen Schichten anzutreffen sei. Die Gesteinsschichten könnten vom Wasser ausgewaschen worden sein, und die so entstandenen Hohlräume könnten den Erdrutsch verursacht haben.

© SZ vom 02.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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