Erbschaft:Italienischer Unternehmer vererbt 75 Millionen Euro an seine Sekretärin

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Der Unternehmer Bernardo Caprotti im vergangenen Jahr in Mailand. (Foto: imago/Matteo Gribaudi)

Die Kinder und Enkel des italienischen Multimillionärs Bernardo Caprotti müssen sich mit weitaus weniger zufriedengeben.

Einer der reichsten Unternehmer Italiens ist gestorben. Bei der Testamentsverlesung von Bernardo Caprotti, dem Gründer der Supermarktkette Esselunga, bekommt die Familie aber nur einen Bruchteil seines Besitzes. Italienischen Medien zufolge gehen 75 Millionen Euro des Vermögens und vier wertvolle Gemälde an seine langjährige Sekretärin Germana Chiodi.

Die 68-Jährige kam 1968 in das Unternehmen und wurde nach einigen Jahren zur Chefsekretärin befördert. Der italienischen Tageszeitung Repubblica zufolge arbeitete Chiodi täglich neun, manchmal zehn Stunden für Caprotti, häufig auch samstags. Sie galt nicht nur als seine rechte Hand, sondern war auch eine Vertrauensperson für den Firmengründer. Als sie das Rentenalter erreichte, blieb sie trotzdem an seiner Seite - "Bernardo hat mich gebeten zu bleiben", sagte die Sekretärin der Tageszeitung. "Jetzt ohne ihn ist da eine Leere." In der Firma werde sie nur bleiben, wenn die Familie sie darum bitte.

Seine Sekretärin wusste schon vor dem Tod des Unternehmers von der Erbschaft

Trotz ihrer engen Verbindung siezten der Multimillionär und seine Sekretärin sich sein Leben lang. Die zwei waren ein eingespieltes Team: Verließ Caprotti abends das Büro, verschwand seine Sekretärin eine Sekunde nach ihm. Der Unternehmer verließ sich auf seine Vertraute. Laut Repubblica soll sie durch ihren großen Einfluss auf Caprotti auch für zahlreiche Entlassungen im Laufe der Jahre verantwortlich gewesen sein - Aufsehen erregte der Fall einer Personalchefin, die nur viereinhalb Stunden im Unternehmen tätig war.

Dass sie erben würde, wusste die Sekretärin schon vor dem Tod ihres Chefs, sagte Chiodi der italienischen Tageszeitung Corriere. Als die beiden darüber sprachen, versicherte sie ihm, dass sie Geld an eine der Wohltätigkeitsorganisationen spenden werde, die er bereits unterstützte. Dies habe er immer im Stillen getan, weil er der Meinung war, dass man mit Wohltätigkeit keine Werbung machen dürfe.

Die Kinder bekommen nur Immobilien und Kunstwerke

Caprotti führte bis 2011 die Supermarktkette als CEO. Nach einem Jahr Krankheit starb er im September im Alter von 90 Jahren. Esselunga ist mit 22 000 Beschäftigten und einem Umsatz von sieben Milliarden Euro die viertgrößte Supermarktkette Italiens.

Der Bild-Zeitung zufolge erben die Kinder des Multimillionärs Immobilien und Kunstwerke, die Enkel jeweils 15 Millionen Euro. Das Kunstmuseum Louvre in Paris bedachte Caprotti mit einem Gemälde des französischen Malers Manet.

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