Entzug statt Haft:Gnade für Lindsay Lohan

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Mit einem blauen Auge davongekommen: Die amerikanische Schauspielerin Lindsay Lohan muss nicht wieder ins Gefängnis. Sie wurde zu einem Aufenthalt in der Entzugsklinik verdonnert.

Lindsay Lohan ist immer für Schlagzeilen und Überraschungen gut. Das 24-jährige Party-Girl mochte am Freitag selber kaum den Worten von Richter Elden Fox trauen. Mit einem tränenreichen "Thank you" bedankte sich Lohan dafür, dass der als äußerst strikt geltende Jurist völlig unerwartet noch einmal ein Auge zudrückte.

Lindsay Lohan verlässt das Gericht: Sie kam gerade noch mit einer Gelben Karte davon und muss nicht ins Gefängnis. (Foto: REUTERS)

Statt der "Roten Karte" mit direkter Einweisung ins Gefängnis gab Fox der Schauspielerin im Gericht von Beverly Hills eine letzte Chance. Sie darf ihren bereits begonnenen Entzug im Betty Ford Center im kalifornischen Rancho Mirage fortsetzten. Über Silvester hinweg, bis mindestens zum 3. Januar 2011, muss Lohan dort weiter von Drogen und Alkohol abschwören. Es hätte viel schlimmer kommen können.

Lohan hatte im September mit einem verpatzten Drogentest gegen ihre Bewährungsauflagen verstoßen. Die Staatsanwaltschaft forderte 180 Tage hinter Gittern.

Ein Gerichtsreporter des Internetdienstes Tmz.com sagte nach der Anhörung, dass Fox wohl von den Fortschritten Lohans beeindruckt war. Die vergangenen drei Wochen hatte das sonst sehr ausgehfreudige Starlet brav in der Entzugsklinik verbracht und die strikten Auflagen befolgt.

Filmreife Szenen per Live-Übertragung aus dem Gerichtssaal gab es diesmal nicht. Der Richter hatte Fernsehkameras bei der Anhörung verboten. Bei früheren Auftritten vor Gericht war Lohan häufig in Tränen ausgebrochen. Mal flehte das "Mean Girl" um Gnade, mal raufte sie sich verärgert die Haare.

Diesmal war sie mehr darum bemüht, die Fassung zu bewahren, kommentierten Reporter nach der Anhörung. Mutter Dina stand der Tochter zur Seite. Ihre lange blonde Mähne hatte Lohan adrett zu einem Pferdeschwanz gebunden, sie trug eine schwarze Jacke und Jeans. Lohan nickte brav, als der Richter eindringlich warnte: "Du bist eine Drogenabhängige. Ich hoffe, dass du das verstehst".

"Ich will meine Karriere zurück"

Fox trug Lohan auf, am 25. Februar erneut vor Gericht zu erscheinen. Nach ihrer Entlassung aus dem Entzug im Januar muss sie sich weiteren Drogentests unterziehen. Mit aufmunternden Worten redete der Richter Lohan ins Gewissen. Er hoffe, dass sie dann "diese lange Episode" erfolgreich hinter sich bringen könne. Seit Jahren ist Lohan mehr in den Klatschblättern und im Gerichtssaal als auf der Leinwand zu sehen. Im Jahr 2007 wurde sie gleich zweimal mit Kokain in der Tasche und Alkohol am Steuer erwischt. Die Strafe: einige Stunden Gefängnis, drei Jahre auf Bewährung und Entziehungskuren.

Trotz aller Beteuerungen, sie habe ihr Leben im Griff, machte Lohan ihrem Ruf als unverwüstliches Partygirl weiter alle Ehre. Sie verpasste Kurse und Gerichtstermine, amüsierte sich in Cannes, statt in L.A. vor den Richter zu treten. Im vergangenen Juli wurde sie zu jeweils 90 Tagen Haft und einer Entzugstherapie verdonnert, kam am Ende aber mit knapp zwei Wochen Haft und drei Wochen Reha davon.

In einem Interview nach der Entlassung hatte sie zugegeben, "verantwortungslos" gewesen zu sein, zugleich aber kämpferisch gewirkt: "Ich will meine Karriere zurück. Ich weiß, dass ich immer noch eine verdammt gute Schauspielerin bin." Die guten Vorsätze hielten nicht lange an. Mitte September fiel ein Drogentest positiv aus. "Leider habe ich tatsächlich meinen letzten Drogentest verpatzt", räumte Lohan damals beim Kurznachrichtendienst "Twitter" ein. Beim nächsten Rückfall würde sie nicht mehr mit einem blauen Auge davonkommen. Richter Fox warnte am Freitag, dass dies Lohans letzte Chance sei. Die Fortsetzung des Dramas würde hinter Gittern spielen.

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