Entführungen in Ohio:Staatsanwalt prüft Todesstrafe für Cleveland-Kidnapper

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Nahrungsentzug und Tritte: Die Staatsanwaltschaft prüft, ob die Todesstrafe gegen den mutmaßlichen Entführer von Cleveland verhängt werden kann. Der 52-Jährige soll seine Opfer vergewaltigt und zu Schwangerschaftsabbrüchen gezwungen haben. Er ist außerdem der Vater des Kindes, das eines seiner Opfer in Gefangenschaft zur Welt brachte.

Dem mutmaßlichen Kidnapper der drei jungen Frauen in Cleveland droht möglicherweise die Todesstrafe. Der zuständige Bezirksstaatsanwalt Timothy McGinty teilte mit, dass er zusätzliche Anklagen gegen Ariel Castro wegen Mordes, versuchten Mordes und Körperverletzung anstrebe. Er bezog sich dabei auf Vorwürfe, nach denen Castro zumindest eine seiner Gefangenen mehrere Male gewaltsam zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen haben soll, nachdem er sie vergewaltigt hatte. Der 52-Jährige war am Mittwoch zunächst wegen Entführung und Vergewaltigung angeklagt worden.

Er werde "jeden Akt vorsätzlichen Mordes" untersuchen, den der Angeklagte "begangen hat, indem er (...) Schwangerschaften abbrach", sagte McGinty. Das Gesetz erlaube die Todesstrafe für Kriminelle, die im Zuge einer Entführung vorsätzlichen Mord begehen. Es war die erste offizielle Bestätigung von Berichten, nach denen zumindest eine der drei Frauen in der Gefangenschaft von dem Entführer herbeigeführte Fehlgeburten erlitt. Mehrere Medien hatten unter Berufung auf Polizeiprotokolle nach ersten Vernehmungen der Frauen gemeldet, dass Ariel bei einer Entführten fünfmal einen Schwangerschaftsabbruch herbeigeführt habe - durch Nahrungsentzug und Tritte in den Leib.

Jahrzehnt des Leidens

Der Staatsanwalt nannte Castros Haus in Cleveland eine "Folterkammer und privates Gefängnis im Herzen unserer Stadt". "Die grauenhafte Brutalität und Folter, die die Opfer ein Jahrzehnt lang erlitten haben, ist jenseits der Vorstellungskraft", erklärte McGinty.

Dem 52-jährigen Castro wird vorgeworfen, drei Frauen entführt und jahrelang gefangen gehalten und missbraucht zu haben. Die drei Frauen - Amanda Berry, Gina DeJesus und Michelle Knight - waren am Montag nach etwa zehn Jahren Gefangenschaft befreit worden. Knight befand sich auch am Donnerstag noch in einem Krankenhaus, während ihre Leidensgefährtinnen bereits am Mittwoch nach Hause zurückkehrten.

Die 27-jährige Berry brachte in der Gefangenschaft offenbar ein Kind zur Welt, die sechsjährige Jocelyn. Nach Medienberichten trug die Kleine nur eine Windel und ein schmutziges T-Shirt, als sie zusammen mit den Frauen befreit wurde. Mike DeWine, der Attorney General des Staates Ohio, bestätigte, dass es sich bei dem Kind um die leibliche Tochter Castros handelt. Das hätte ein DNA-Test ergeben.

Bei Castros erster Gerichtsanhörung hatte die Richterin eine Kaution von acht Millionen Dollar (6,1 Millionen Euro) festgesetzt, um sicherzustellen, dass er nicht vor oder während des Prozesses auf freien Fuß kommt.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/jasch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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