Entführung im Jemen:Zweite deutsche Geisel identifiziert

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Bei den beiden Toten handelt es sich tatsächlich um die Bibelschülerinnen aus Lemgo. Das Schicksal der fünfköpfigen deutschen Familie bleibt weiter ungewiss.

Die zweite deutsche der drei im Jemen ermordeten Geiseln ist eindeutig identifiziert worden. Das teilte Außenamtssprecher Jens Plötner am Freitag in Berlin mit. Damit steht fest, dass es sich bei den beiden Frauen um die Lemgoer Bibelschülerinnen Rita S. und Anita G. handelt. Die dritte Frau war Südkoreanerin. Sie gehörten einer Gruppe von neun Personen an, die vor einer Woche im Nordjemen entführt wurde.

Trauer in Deutschland: In einer Wolfsburger Kirche stellt eine Frau Kerzen neben dem Bild der getöteten Opfer im Jemen, Anita G. und Rita S., auf. (Foto: Foto: dpa)

Das Schicksal der übrigen sechs - einer fünfköpfigen deutschen Familie und eines Briten - sei nach wie vor völlig offen, sagte Plötner. Er versicherte aber, dass der Krisenstab in Berlin und die Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ihre Bemühungen zur Klärung intensiv "mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln" fortsetzten.

Spur führt in Rebellen-Gebiet

Die Sicherheitskräfte im Jemen sollen bei ihren Ermittlungen zum Schicksal der deutschen Geiseln angeblich zwei mutmaßliche Entführer identifiziert haben. Das berichtete die regierungsnahe Zeitung Al-Thawra am Freitag unter Berufung auf Angehörige der Sicherheitskräfte in der Provinz Saada. Nach den beiden Hauptverdächtigen, die namentlich bekannt seien, werde nun gesucht, hieß es. Die Behörden wüssten auch, in welcher Region sich die beiden Männer derzeit aufhielten.

Das Gebiet werde von Murschid Dschawar, einem Mitglied der schiitischen Houthi-Rebellenbewegung, kontrolliert. Ein Sprecher der Rebellengruppe sagte jedoch, der Name sei ihm nicht bekannt. Auch das Auswärtige Amt in Berlin konnte die Meldung nicht bestätigen. Von der fünfköpfigen Familie aus Sachsen und dem ebenfalls verschleppten britischen Ingenieur fehlt bislang jede Spur. Sie sind seit dem Überfall der Entführer vom Freitag vergangener Woche verschollen.

Christliche Einrichtungen reagierten mit Sorge auf das Geiseldrama im Jemen. Die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen denkt über eine Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter nach. Allerdings habe es auch bisher umfangreiche Vorkehrungen für den Krisenfall gegeben, sagte Geschäftführer Wolfgang Büsing am Freitag in Korntal bei Stuttgart. "Man kann gar nicht so viel mehr machen."

Bibelschule: "Nicht fahrlässig gehandelt"

Die Bibelschule Brake im nordrhein-westfälischen Lemgo wies Vorwürfe zurück, die beiden getöteten Bibelschülerinnen hätten missioniert. "Richtig ist vielmehr, dass sie als Praktikantinnen der niederländischen Hilfsorganisation Worldwide Services in einem ausschließlich humanitären Dienst in einem staatlichen Krankenhaus eingesetzt wurden", betonte die der Deutschen Evangelischen Allianz nahestehende Schule. Die Bibelschule widersprach auch Vorwürfen, fahrlässig gehandelt zu haben, indem sie Studenten in den Jemen geschickt habe.

Die Studierenden würden sich ihre Praktikumsplätze selbst aussuchen, bekräftigte die Einrichtung. Beide Praktikantinnen seien von der Bibelschule ausdrücklich auf die Sicherheitsrisiken im Jemen hingewiesen worden, hieß es.

Die Gruppe war vor einer Woche während eines Ausfluges in der nordwestlichen Provinz Saada verschleppt worden. Am Montag fanden Hirten in einem Tal die Leichen der drei Frauen. Die Ausländer hatten alle im Dschumhuri-Krankenhaus in Saada gearbeitet.

© SZ vom 20.06.2009/AP/dpa/ojo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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