Elfenbeinküste:Suche nach Auslöser für tödliche Massenpanik

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Ein flüchtiger Taschendieb? Eine schlecht gesicherte Baustelle? Die Präsenz der Sicherheitskräfte? Noch ist völlig unklar, was die Massenpanik mit mindestens 60 Toten in der ivorischen Stadt Abidjan auslöste. Präsident Ouattara hat Ermittlungen angekündigt.

Das Feuerwerk in Abidjan sollte nicht nur das neue Jahr begrüßen, sondern nach dem Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste endlich wieder friedlichere Zeiten feiern. Unter den Menschen, die das Spektakel im Félix-Houphouët-Boigny-Stadion verfolgt haben und sich gegen drei Uhr morgens am Neujahrstag auf den Heimweg machen, sind viele Kinder und Jugendliche. 65.000 Zuschauer fasst das Stadion im Stadtteil Plateau. Als die Menschen nach draußen strömen, kommt es zu einer Massenpanik: Mehr als 60 Menschen sterben, die meisten von ihnen sind zwischen acht und 15 Jahre alt. Mindestens 200 sollen verletzt worden sein.

Am Tag nach dem tödlichen Unfall wird über den Auslöser noch immer gerätselt. Präsident Alassane Ouattara spricht von einer nationalen Tragödie und hat eine Untersuchung zur Ursache des Unglücks angekündigt. "Ich hoffe, wir finden heraus, was dieses Drama auslöste, so dass wir sicherstellen können, dass so etwas nie wieder passiert", zitiert der Sender Al-Jazeera den Regierungschef, der Verletzte im Krankenhaus besucht hat. Die Berichte darüber, was sich in der ersten Nacht des Jahres zutrug, gehen auseinander.

Der Korrespondent der britischen BBC schilderte, dass Tausende Menschen das Stadion verlassen wollten, während eine andere Menschenmenge gleichzeitig nach drinnen drängte. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte Augenzeugen, die sagten, Sicherheitskräfte hätten versucht, die Massen beim Verlassen der Feierlichkeiten zu lenken. Das habe die Menge in Panik versetzt. Andere sagten, dass Anwesende Jagd auf einen Taschendieb in der Menge machten und dann die Polizei einschritt. Wieder anderslautende Berichte verwiesen auf eine ungesicherte Baugrube, in die Menschen stürzten, was die Panik ausgelöst habe.

Nach dem Unglück lagen Schuhe über das Areal verstreut, Menschen suchten nach vermissten Familienangehörigen. "Meine beiden Kinder sind hier gestern hingegangen", sagte Assetou Toure, eine Reinigungskraft. "Ich habe ihnen gesagt, dass sie nicht gehen sollen, aber sie haben nicht auf mich gehört. Sie sind gegangen als ich geschlafen habe. Was mache ich jetzt bloß?"

Al-Jazeera sprach mit Mamadou Sanogo, der in Krankenhäusern und Leichenschauhäusern nach seinem neunjährigen Sohn Sayed suchte. "Ich habe all diese Leichen gesehen, aber ich kann mein Kind einfach nicht finden", sagte der verzweifelte Vater.

Es war der schlimmste derartige Vorfall in Elfenbeinküste seit 2009. Damals kamen ebenfalls bei einer Massenpanik während eines Fußballspiels 18 Menschen ums Leben. Das Land versucht sich derzeit von seinem jüngsten Bürgerkrieg im Jahr 2011 zu erholen. In dem Konflikt wurden 3000 Menschen getötet.

© Süddeutsche.de/Reuters/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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