Dienstwagen-Studie:Umwelthilfe listet Klimasünden katholischer Bischöfe auf

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VW Phaeton, der Dienstwagen des Essener Bischofs Overbeck. (Foto: Volkswagen)
  • Die Deutsche Umwelthilfe hat die die CO₂-Bilanz der kirchlichen Dienstwagen vorgestellt.
  • Kirchenoberhäupter der evangelischen Kirche fahren überwiegend mit sparsamen Dienstlimousinen.
  • Acht rote Karten gehen ausschließlich an katholische Bischöfe und den Malteser Hilfsdienst.

Von Jana Stegemann

Die türkischen Behörden waren schockiert, als sie von dem Wunsch des Papstes erfuhren. Ein ungepanzertes Fahrzeug? Für einen der gefährdetsten Menschen der Welt? Doch Franziskus setzte sich durch und fuhr am vergangenen Wochenende während seines Türkei-Besuchs in einem einfachen Renault durch Istanbul. Der Pontifex lehnt gepanzerte Fahrzeuge ab. Er könne, wie er einmal sagte, den Menschen nicht aus einer "Sardinenbüchse" heraus nahe sein. Er sagte auch, dass Luxuskarossen nicht zu einem Kirchenmann passen.

Dass der Papst es bescheiden mag, ist mittlerweile bekannt. Seine Vertreter in Deutschland scheinen jedoch eine andere Strategie zu fahren, wie eine Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt. Die Umweltorganisation befragt jährlich kirchliches Spitzenpersonal nach ihren Dienstwagen und deren Emissionswerten.

Umweltsünder Overbeck vom Bistum Essen

Während Landesbischof Jochen Bohl von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen die Liste der umweltfreundlichsten Dienstwagen anführt, haben es acht katholische Bischöfe (vier davon verweigerten die Auskunft) mit ihren Dienstkarossen in die Topliste der Umweltsünder geschafft. Allen voran: Bischof Franz-Josef Overbeck vom Bistum Essen. ( Alle Ergebnisse im Detail sind hier aufgelistet.)

Ingesamt gaben für die Studie 47 leitende Kirchenvertreter beider Konfessionen sowie fünf Repräsanten christlicher Hilfsorganisationen Auskunft über CO₂-Ausstoß, Spritverbrauch und Motorleistung ihrer Autos. Die DUH hat auf Grundlage dieser Werte grüne, gelbe und rote Karten abhängig von den CO₂-Emissionen der Fahrzeuge vergeben. Als umweltfreundlich gilt ein CO₂-Austoß pro Kilometer bis zu einem EU-Zielwert von 130 Gramm. Die rote Karte gibt es, sobald ein Fahrzeug mehr als 157 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstößt oder die Auskunft verweigert wird.

Protestantisches Kirchenpersonal fährt umweltfreundlich

Bei den protestantischen Kirchenleitern habe sich der Trend zu grünen Karten fortgesetzt, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Die Mehrzahl der Kirchenvertreter sei mit klimaverträglichen Autos unterwegs. Die Zahl der grünen Karten sei von 14 im vergangenem Jahr auf aktuell 24 gestiegen. Die Zahl der gelben Karten sank geringfügig von 20 auf 19. Insgesamt gab es 2014 nur acht rote Karten, das waren fünf weniger als im Vorjahr. Alle roten Karten gingen in diesem Jahr ausschließlich an katholische Bischöfe und an den Malteser Hilfsdienst.

"Die Botschaft von Papst Franziskus zu mehr Bescheidenheit und Umweltschutz, gerade auch beim Fahrzeugpark, ist bei seinen deutschen Statthaltern ganz offensichtlich nicht angekommen. Interessant ist, dass in dieser Frage die protestantischen Kirchenleiter dem neuen Papst näher stehen", sagte Resch. Er kritisierte besonders einen katholischen Kirchenmann: "Der Essener Bischof Overbeck hat immer noch nicht verstanden, dass auch die obersten Manager mit göttlichem Auftrag irdische Klimaschutzregeln zu befolgen haben."

Sein Dienstwagen, ein VW Phaeton, liegt mit 224 g CO₂/km etwa 70 Prozent über dem geltenden EU-Klimaschutzgrenzwert. Er verweigere damit dem Heiligen Vater, der den 12-Zylinder-Phaeton seines Vorgängers Benedikt XVI. gegen einen sparsamen Ford Focus eintauschte, am deutlichsten die Gefolgschaft.

Die gute Nachricht: Seit Beginn der Abfrage 2011 reduzierte sich der durchschnittliche Ausstoß der Dienstlimousinen aller befragten Glaubensvertreter von 172 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer auf 135. Die Dienstwagen der protestantischen Bischöfe liegen aktuell bei einem durchschnittlichen CO₂-Ausstoß von 125 Gramm pro Kilometer, die ihrer katholischen Kollegen bei 143 Gramm CO₂ pro Kilometer.

Diese Bischöfe fahren die umweltfreundlichsten Dienstwagen:

Rang 1 mit 99 Gramm CO₂: Bischof Jochen Bohl (Evangelische-Lutherische Landeskirche Sachsen)

Rang 2 mit 103 Gramm CO₂: Bischof Karl-Hinrich Manzke (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe)

Rang 3 mit 107 Gramm CO₂: Bischof Friedhelm Hofmann (Diözese Würzburg)

Diese Bischöfe erhielten für ihren Dienstwagen eine rote Karte:

Rang 1 mit 224 Gramm CO₂: Bischof Franz-Josef Overbeck (Bistum Essen)

Rang 2 mit 163 Gramm CO₂: Bischof Heinrich Mussinghoff (Bistum Aachen) und Bischof Wolfgang Ipolt (Bistum Görlitz)

Rang 3 mit 159 Gramm CO₂: Bischof Heinz Josef Algermissen (Bistum Fulda)

Diese Bischöfe haben die Klimabilanz ihres Dienstwagens deutlich verbessert:

Die Klimabilanz des Dienstwagen von Bischof Friedhelm Hofmann (Diözese Würzburg), der im vergangenen Jahr noch eine rote Karte erhielt, wurde nun mit einer grünen Karte bewertet. Ebenso verbessert hat sich Erzbischof Stefan Burger (Erzdiözese Freiburg), der das mit einer roten Karte beurteilte Fahrzeug seines Vorgängers Robert Zollitsch gegen ein umweltfreundlicheres eintauschte, ebenso wie Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg).

Kardinal Rainer Maria Woelki, der erst vor kurzem von Berlin zurück ins Erzbistum Köln wechselte, hat sich offenbar des Wagens seines Vorgängers Kardinal Meisner entledigt und erhielt nun ebenfalls eine grüne Karte freuen.

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