Übergriffsvorwürfe:Depardieu muss im Oktober vor Gericht

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Musste zur Polizei: Gérard Depardieu. Das Bild stammt aus dem Jahr 2018. (Foto: Thierry Roge/AFP)

Immer wieder erheben Frauen schwere Vorwürfe gegen den französischen Schauspieler. Am Montag war er zeitweise in Polizeigewahrsam. Nun ist klar: Gérard Depardieu wird angeklagt.

Der französische Schauspieler Gérard Depardieu muss sich im Oktober vor Gericht verantworten. Er wird angeklagt wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe in zwei Fällen im September 2021 bei Dreharbeiten zu dem Film "Les volets verts", wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Montagabend mitteilte. Bereits seit 2020 läuft zudem ein Ermittlungsverfahren gegen den 75-Jährigen wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung. Ob auch in diesem Fall ein Prozess folgt, ist noch unklar.

Zunächst hatte es widersprüchliche Berichte über das Vorgehen der Polizei gegeben. Der preisgekrönte Darsteller war am Montag zum Verhör geladen worden und zeitweise auch in Polizeigewahrsam. Der Schauspieler habe die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen bestritten, sagte sein Anwalt Christian Saint-Palais.

Bei dem Verhör ging um zwei Klagen, die Frauen kürzlich gegen Depardieu eingereicht hatten. Eine Dekorateurin hatte angegeben, er habe sie bei den Dreharbeiten zum Film "Les Volets verts" sexuell belästigt. Eine weitere Frau hatte dem Darsteller Berührungen im Intimbereich und obszöne Äußerungen bei den Dreharbeiten zum Kurzfilm "Le Magicien et les Siamois" vorgeworfen. Die Frau, die anonym bleiben wollte, sei damals 24 Jahre gewesen und habe als Assistentin gearbeitet, berichteten im Februar französische Medien.

Seit Jahren melden sich immer wieder Frauen zu Wort, die Depardieu der sexuellen Gewalt beschuldigen. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould wegen Vergewaltigung verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall ermittelt. Depardieu bestreitet alle Vorwürfe. In einem in der Zeitung Le Figaro im Herbst veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer "medialen Lynchjustiz".

Für Entsetzen hatte der Schauspieler, der in mehr als 200 Filmen mitspielte, mit Äußerungen in einer im Dezember ausgestrahlten Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 gesorgt. Darin gibt er immer wieder frauenfeindliche Kommentare von sich, bezeichnet Frauen etwa als "große Schlampen".

Die damalige Kulturministerin Rima Abdul-Malak veranlasste daraufhin zu prüfen, ob Depardieu ein Verdienstorden der Ehrenlegion entzogen werden solle. Das geschah letztlich nicht. Der Schauspieler hatte die höchste französische Auszeichnung 1996 erhalten. Den Nationalorden von Quebec und seinen Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis verlor der Schauspieler aber. Das Pariser Wachsfigurenkabinett ließ seine Figur entfernen.

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