Das Erbe von Michael Jackson:Papa Joes große Pläne

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Rätselraten um den Nachlass von Michael Jackson: Die Eltern des "King of Pop" wollen sich um Besitz und Kinder kümmern - und verärgern damit viele Fans.

Verena Wolff

Die Eltern des verstorbenen Popstars Michael Jackson haben Anspruch auf die Kinder ihres Sohnes und die Verwaltung seines Erbes erhoben. Vater Joe Jackson ließ nach einem Bericht der Los Angeles Times eine Erklärung verlesen, derzufolge das Paar "die personelle und rechtliche Befugnis zum Handeln" verlangt. "Nur (meine Frau) Katherine und ich haben die Vollmacht für unseren Sohn und seine Kinder", hieß es weiter. Ein Testament hat die Familie nach eigenem Bekunden noch nicht finden können.

Vater und Sohn: Joe und Michael Jackson. (Foto: Foto: dpa)

Während sich der 80 Jahre alte Papa Joe um die Besitztümer seines Sohnes kümmern will, soll Mutter Katherine, 79, das Sorgerecht bekommen. "So hätte Michael es gewollt - sie liebt die Kinder sehr", sagte Anwalt L. Londell McMillan dem Fernsehsender CNN. Bei ihr, der Großmutter, seien die Kinder in bester Obhut und "in einer liebevollen Umgebung".

Keine Klarheit

Bei Anwälten ist diese Ansicht allerdings umstritten. So könnte es einerseits einen anderen Willen in Michael Jacksons Testament gegeben haben. Falls Debbie Rowe, Jacksons Ehefrau und leibliche Mutter der beiden älteren Kinder, Ansprüche anmelde, habe sie gute Karten, sagten Anwälte der LA Times. Allein die Ankündigung, dass Prince Michael Jr., zwölf Jahre; Paris Michael Katherine, elf; and Prince Michael II (genannt "Blanket" wie "Decke"), sieben - in die Obhut der Oma sollen, könnte ein eigener, komplexer Fall für die Gerichte werden.

In Anbetracht der Tatsache, dass das Sorgerecht der Kinder schon zu Lebzeiten von "Jacko" speziell und geheim geregelt war, spekulieren Familienrechtler darüber, dass der Wille über den Verbleib der Kinder dezidiert geregelt und bei einem Notar hinterlegt ist. Debbie Rowe, die von 1996 bis 1999 mit Jackson verheiratet war, hatte den Popstar in Sachen Sorgerecht verklagt und 2006 vor Gericht recht bekommen. Allerdings einigte sie sich mit Michael Jackson außergerichtlich - zu Konditionen, die nie an die Öffentlichkeit kamen.

Den jüngsten Sohn, Prince Michael II, hat eine Leihmutter geboren, deren Identität nicht bekannt ist. Ihre Aussichten, vor Gericht das Sorgerecht für ihr Kind zu bekommen, stehen allerdings wesentlich schlechter als die der Krankenschwester Rowe - es sei denn, sie kann beweisen, dass das Kind auch das ihre ist.

Die Gesetzeslage ist klar

Auch wenn es immer wieder Spekulationen gab, dass Jackson nicht der biologische Vater der beiden älteren Kinder sei - die Gesetze in Kalifornien, seinem Wohnort, regeln diese Situation sehr klar. Jackson war mit Rowe verheiratet, als die Kinder geboren wurden. Das macht ihn zum leiblichen Vater - Erbgut hin oder her.

Das Gericht, das über die Angelegenheit befinden muss, könnte auch einen Vormund für die Kinder bestimmen, schreibt die LA Times. Laut McMillan ist Großmutter Katherine fest entschlossen, das Sorgerecht zu beantragen. Sollte kein Testament auftauchen, erben die Kinder zudem zu gleichen Teilen.

Zwar starb der 50-Jährige mit Schulden in Höhe von mehr als 400 Millionen Dollar - doch seine Besitztümer und Beteiligungen werden auf einen Wert von bis zu einer Milliarde Dollar geschätzt.

Die Fans reagierten unterdessen geschockt auf die Pläne von Jacksons Vater, mit dem der verstorbene Sänger zuletzt kaum noch Kontakt gehabt haben soll. Dass er in dem CNN-Interview bereits die nächsten Schritte zur Vermarktung seines toten Sohnes ankündigte und gleich noch dazu den passenden Geschäftspartner dafür präsentierte, sorgte für empörte Reaktionen. Scharf kritisierten Blogger Joe Jacksons mangelndes Einfühlungsvermögen. Ein anderer Internet-User erboste sich darüber, dass ausgerechnet der Mann, der durch seinen Drang nach Ruhm Michael Jacksons Kindheit zerstörte, nun ungestraft "Leichenfledderei" betreiben könne.

Nicht nur der familiäre Nachlass gibt Rätsel auf - auch eine Lösung für Konzertveranstalter und Fans ist noch nicht in Sicht. Für rund eine Million Michael-Jackson-Fans war das Glück für kurze Zeit vollkommen - denn über Wochen fieberten sie dem Live- Auftritt ihres "King of Pop" in London entgegen. Aus aller Welt hatten sich "Jacko"-Fans die heißbegehrten Tickets für die Konzerte in der Londoner O2-Arena gesichert - entweder über den hart umkämpften Vorverkauf im Internet oder durch stundenlanges Schlangestehen. Doch zum Schock über den Tod ihres Idols kommt nun die Frage hinzu: Wie bekommt man das Geld für die Konzerttickets zurück?

Die Fans sind empört

Konzertveranstalter AEG Live hüllt sich in Schweigen. Erst wollte AEG am Freitag die Modalitäten der Ticket-Rückgabe bekanntgeben, dann war von Montag die Rede. Mittlerweile heißt es, Informationen soll es "in den nächsten paar Tagen" geben, wie eine Sprecherin am Montag in London sagte. Das erste von 46 Konzerten war für den 13. Juli terminiert.

AEG Live drohen dreistellige Millionenverluste und der Untergang im brutalen Konzertgeschäft, sollten Ausfall der Einnahmen und vorgeschossene Produktionskosten nicht gedeckt werden können. Weniger als die Hälfte der Auftritte waren gegen Ausfall versichert. Ob die Tickets erstattet oder umgetauscht werden, soll die Jackson-Familie entscheiden, heißt es. Auch diese Entscheidung sei davon abhängig, ob nicht doch noch plötzlich ein Testament des Megastars auftaucht, das die Rechte anderen zuschreibt.

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