Dänemark:Leerer Lastwagen-Aufleger könnte Unglück ausgelöst haben

Lesezeit: 2 min

  • Bei einem Zugunglück auf einer Brücke in Dänemark sind acht Menschen ums Leben gekommen und weitere 16 verletzt worden.
  • Einem Unfallermittler zufolge hat sich möglicherweise durch den starken Wind ein leerer Lastwagen-Aufleger von einem entgegenkommenden Güterzug gelöst und ist gegen den Personenzug gekracht.
  • Die 18 Kilometer lange Großer-Belt-Brücke verbindet die dänischen Inseln Seeland im Osten und Fünen im Westen.

Bei einem Zugunglück auf der Brücke über den Großen Belt in Dänemark sind am Mittwochmorgen mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte hätten in dem verunglückten Zug zwei weitere Leichen gefunden, teilte die dänische Polizei am Donnerstag mit. Zunächst hatten die Behörden von sechs Todesopfern gesprochen. Bei den tödlich Verunglückten handelt es sich laut Polizeiangaben um fünf Frauen und drei Männer. Demnach wurden 16 Personen verletzt, davon 14 leicht und zwei mittelschwer.

Der Zug war gegen 7.30 Uhr von einem Gegenstand getroffen worden und hatte hart bremsen müssen. An dem Unglück war ein Güterzug der Bahn-Tochter DB Cargo beteiligt. Durch den Wind soll sich, so hieß es am Morgen, ein "Gegenstand" gelöst haben und gegen den Personenzug geschleudert worden sein.

Inzwischen nennt ein Unfallermittler mehr Details: Möglicherweise habe ein auf dem Güterzug transportierter leerer Lastwagen-Aufleger das Unglück ausgelöst, sagte Bo Haaning der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Der Trailer sei am Mittwochmorgen vermutlich umgekippt oder von dem Güterzug heruntergeweht worden. Er habe den entgegenkommenden Schnellzug entweder frontal oder seitlich gerammt. Die genaue Unfallursache müsse aber noch ermittelt werden.

Die Deutsche Bahn will die Behörden bei den Untersuchungen unterstützen. "Wir sind sehr betroffen über das tragische Zugunglück", sagte ein Konzernsprecher. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen."

Wie die dänische Zeitung Jyllands Posten schreibt, waren 130 Passagiere und einige Bahnmitarbeiter an Bord des Personenzuges, der von Odense nach Kopenhagen unterwegs war. Alle Todesopfer seien Fahrgäste, so die dänische Bahn. Am Morgen hatte es zunächst geheißen, dass es bei dem Unglück nur Leichtverletzte gegeben habe.

Viele Urlauber nutzen die Brücke, um nach Kopenhagen zu gelangen

Die Brücke über den Großen Belt, die in Dänemark Storebæltsbroen genannt wird, ist eine 18 Kilometer lange Verbindung zwischen den dänischen Inseln Fünen und Seeland. Viele Reisende aus Deutschland nutzen die Brücke, wenn sie mit dem Auto in die dänische Hauptstadt oder in Richtung Schweden fahren. Auch im Güterverkehr ist die Strecke eine der wichtigsten Verbindungen Dänemarks.

Der an dem Unglück beteiligte Güterzug transportierte mehrere Lkw-Aufleger. Auf dem Zugwaggons befanden sich also jeweils der hinteren Teil eines Lastwagens. Diese Art des Transports ist für Speditionen bequem. Am Bestimmungsort angekommen muss lediglich die Zugmaschine angekoppelt werden und der Transport kann auf der Straße fortgesetzt werden. Auf Bildern ist zu sehen, dass die Ladung unter anderem aus Bierkasten bestand. Teile der Planen sind heruntergerissen.

Die Storebæltsbroen ist eine Brücke aus zwei Teilen. Der Westteil führt von der Insel Fünen auf die kleine Insel Sprogø, die zwischen den beiden großen Inseln liegt. Dieser erste Teil ist eine kombierte Auto- und Eisenbahnbrücke. Dort ereignete sich das Unglück. Der Ostteil ist eine reine Autobahnbrücke. Auf diesem Abschnitt wird der Bahnverkehr durch einen Tunnel geführt.

Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte an der Unglücksstelle Sturm. Für den Autoverkehr war die Brücke wegen des heftigen Windes gesperrt, nicht aber für den Zugverkehr. Die Sicherheitsbestimmungen der Brückenbetreiber sehen vor, dass bei einer Windgeschwindigkeit von 108 km/h der gesamte Verkehr eingestellt wird. Bei einer Windgeschwindigkeit von 75 km/h gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen für den Güterverkehr, bei 97 km/h aufwärts auch für den Personenverkehr. Der Autoverkehr wurde am Mittwochvormittag mit einer Tempobeschränkung von 50 km/h wieder aufgenommen.

Dänemarks Regierungschef Lars Lokke Rasmussen sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. "Das Leben von ganz normalen Dänen, die auf dem Weg zur Arbeit waren oder auf der Rückreise aus den Ferien, wurde zerstört", sagte er. Das sei "tieftraurig".

Das schlechte Wetter hat in weiten Teilen Skandinaviens und in Norddeutschland am Dienstag und Mittwoch zu erheblichen Problemen geführt. In Schweden waren am Mittwochmorgen wegen umgestürzter Bäume mehr als 100 000 Haushalte ohne Strom. Auch der Fährverkehr auf der Ostsee wurde beeinträchtigt. Sturmtief Zeetje hat an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns am Neujahrstag die erste Sturmflut des neuen Jahres ausgelöst.

© SZ.de/dpa/AFP/AP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: