Nach dem schweren Erdbeben im Nordwesten Chinas ist die Zahl der Toten weiter gestiegen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch berichtete, wurden nach dem Beben vom Vortag in der Provinz Qinghai vier weitere Opfer geborgen. Damit stieg die Zahl insgesamt auf 131. Mehr als 500 Menschen seien verletzt.
Das Epizentrum des Bebens der Stärke 6,2 lag im Kreis Jishishan in der Provinz Gansu, wo mindestens 113 Menschen ums Leben kamen. Die benachbarte Provinz Qinghai meldete am Dienstagmittag 14 Tote. Mehr als 6000 Häuser seien beschädigt worden, hieß es. In mehreren Dörfern fiel zudem der Strom aus, und die Wasserversorgung wurde unterbrochen.
Die abgelegene Region gilt als eine der ärmsten Chinas, in der es auch noch viele sehr einfach gebaute Häuser gibt. Im Laufe des Tages kam es zu mehreren Nachbeben. Auch Xinjiang, die westliche Nachbarprovinz von Gansu, wurde von einem Beben der Stärke 5,5 getroffen. Berichte über Opfer gab es jedoch zunächst nicht. Nach Angaben der örtlichen Wetterbehörde sollte die Tiefsttemperatur in Jishishan am Dienstag minus 10 Grad erreichen.
"Wir stehen immer noch unter Schock."
Das Feuerwehr- und Rettungsamt der Provinz schickte Helfer in die Region. Die Eisenbahnbehörde setzte die Durchfahrt von Zügen durch das Erdbebengebiet aus. Chinesische Staatsmedien zeigten Fotos von Menschen, die nach dem Beben aus ihren Häusern flohen und bei winterlichen Temperaturen in Decken gehüllt im Freien ausharrten. Das Staatsfernsehen zeigte Rettungskräfte, die in den Trümmern nach Überlebenden suchten.
"Wir stehen immer noch unter Schock", sagte ein Mann aus Jishishan etwa zwei Stunden nach dem Beben dem lokalen Nachrichtenportal Jimu. Er und seine Familie seien aus ihrer Wohnung im 16. Stock die Treppe hinuntergerannt. Dann hätten sie sich mit dem Auto in Sicherheit gebracht. Auch in Lanzhou, der Provinzhauptstadt von Gansu, war das Beben laut Augenzeugen zu spüren.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping rief dazu auf, alles zu tun, um Menschen zu retten. In den bergigen Regionen im Westen Chinas kommt es immer wieder zu Erdbeben. Allerdings trifft es oft sehr dünn besiedelte Regionen. Das letzte schwere Erdbeben in China mit vielen Toten hatte sich im vergangenen Jahr ereignet, als im Südwesten des Landes mehr als 70 Menschen ums Leben kamen.
2010 kamen bei einem Erdbeben in der Provinz Qinghai rund 2700 Menschen ums Leben. 2014 starben bei einem Beben in der Provinz Yunnan etwa 600 Menschen. Im Jahr 2008 wurde die Provinz Sichuan von einem schweren Erdbeben der Stärke 7,9 erschüttert, bei dem mehr als 80 000 Menschen ums Leben kamen.