Brasilien:Ende einer Entführung

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Nach neun Tagen auf dem Weg in die Freiheit: Aparecida Schunck, 67. (Foto: Leonardo Benassatto/Reuters)

In Sao Paulo befreit die Polizei die 67-jährige Schwiegermutter des milliardenschweren Formel-1-Unternehmers Bernie Ecclestone. Lösegeld an die Entführer wurde offenbar nicht gezahlt.

Neun Tage war sie in Gefangenschaft, nun ist Aparecida Schunck wieder frei. Die 67-jährige Dame, die als Schwiegermutter des Formel-1-Unternehmers Bernie Ecclestone bekannt ist, wurde am Sonntag (Ortszeit) in einem Haus in der Stadt Cotia bei São Paulo aufgespürt, wie die brasilianische Polizei am Abend mitteilte. Eine Anti-Entführungseinheit hatte die wohlhabende Schunck demnach gefesselt vorgefunden. Die Entführer hatten nach Angaben des Nachrichtenportals O Globo per Whatsapp die Familie ihres Opfers kontaktiert. Über den Messaging-Dienst sei ihnen die Polizei dann auf die Spur gekommen. Zwei Männer wurden nach Polizeiangaben festgenommen, einer der beiden sei bereits wegen Raubes gesucht worden. Nach weiteren Verdächtigen wird noch gefahndet. Schunck soll unverletzt davongekommen sein. "Sie ist wohlauf", hieß es in einer Erklärung der Polizei.

In einem Video auf O Globo ist zu sehen, wie Aparecida Schunck von Polizisten durch ein Kamera-Journalisten-Getümmel geschleust wird, wie sie ihre Augen hinter ihren Händen versteckt, wie sie ihrer Familie in die Arme fällt. Und wie sie mit zittriger Stimme mögliche Nachahmer warnt: weil sie "gefasst werden". Zwischendurch wird Bernie Ecclestone eingeblendet, milliardenschwer, 85 Jahre alt und Ehemann von Schuncks Tochter Fabiana Flosi, 38. Aparecida Schunck wirkt leicht ungläubig, wie sie da in ihre alte-neue Freiheit bugsiert wird. Als hätte sie noch gar nicht verstanden, was seit dem 22. Juli passiert ist.

An jenem Tag war Schunck von bewaffneten Männern entführt worden, die sich - wohl als Lieferanten getarnt - Zutritt zu ihrem Haus im Großraum São Paulo verschafft hatten. Nach brasilianischen Medienberichten verlangten die Entführer umgerechnet rund 30 Millionen Euro Lösegeld: die wohl höchste Lösegeldforderung in der Geschichte des Landes. Vor der Befreiung sei aber kein Lösegeld gezahlt worden, heißt es in Medienberichten. Die Polizei wollte zu diesem Thema keine Angaben machen. Der BBC zufolge hatte Bernie Ecclestone angeboten, nach Brasilien zu kommen, "um bei den Ermittlungen zu helfen". Auch wollte er eine private Sicherheitsfirma einschalten. Doch die Polizei soll gewarnt haben, dass seine Anwesenheit womöglich mehr schade als nütze.

Schuncks Tochter Fabiana Flosi ist Ecclestones dritte Ehefrau. Das Paar lernte sich im Jahr 2009 beim Großen Preis von Brasilien kennen, wo Flosi in der Organisation mitarbeitete. Beide trennten sich danach von ihren Partnern und heirateten 2012.

© SZ vom 02.08.2016 / FZG, DPA, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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